Zoologisches Institut
der Universität Jena.
Jena 19. Febr. 1907.
Durchlauchtigster Herr Herzog!
Für die huldvollen Glückwünsche, durch die Ew. Hoheit bei Gelegenheit meines 73.sten Geburtstages mich erfreuten, sage ich Ihnen meinen herzlichsten Dank; nicht minder für das warme Interesse, daß Sie meinem jüngsten und letzten Lebenswerke, der Gründung des „Phyletischen Museums“ in Jena schenken. Die Aussichten für dessen Ausführung sind bis jetzt hoffnungsvoll; sie würden glänzend sein, wenn die übrigen Durchlauchtigsten Erhalter der Universität dem hochherzigen Beispiel Ew. Hoheit folgen und das junge Unternehmen activ unterstützen wollten. ||
Wir hatten gehofft, daß insbesondere Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Weimar (– der glückliche Besitzer von 60 – nach anderer Version 90 Millionen Mark –) als Rector Magnificentissimus der Universität sich an dieser, für sie bestimmten Stiftung durch einen finanziellen Beitrag beteiligen würde, um so mehr als sowohl seine beiden Eltern als auch sein Großvater den Zoologischen Anstalten und meiner Tätigkeit an denselben ihr besonderes Interesse widmeten. Leider hat sich aber Se. Kgl. Hoheit damit begnügt, in einem gnädigen Cabinets-Schreiben sein theoretisches Wohlgefallen an der neuen Stiftung auszusprechen und mir dafür zu danken. ||
Excellenz Eggeling (– der sich von seinem starken Influenza-Anfall erholt hat –) nimmt an meinem Unternehmen den regsten Anteil. Morgen (20. 2.) werden wir bei ihm mit dem Architekten (Regierungsbaumeister Karl Dittmar aus Meiningen, Leiter des Universität-Baues) eine Konferenz haben, um die von Letzterem entworfenen Baupläne eingehend zu beraten. Am 1. März werde ich eine „Museums-Bau-Reise“ antreten um die mustergültigen neuen Museums-Einrichtungen in Frankfurt a/M, Darmstadt, Stuttgart und München vergleichend zu studieren. Das Museum soll im Rohbau bis zum Herbst fertig und im August 1908 der Universität übergeben werden. ||
Von München gedenke ich auf 4−6 Wochen nach Italien (Rom? Neapel?) zu gehen, um meine schönen „ultramontanen“ Erinnerungen aufzufrischen, und zugleich der (– von Seiten meiner Schüler geplanten –) Feier meines goldenen Doctor-Jubilaeums (7. März) zu entgehen. Ich wünsche diesen Gedenktag ganz still (– „im Wechsel-Gespräch mit der Natur“ – Gottes-Verehrung von Goethe! –) zu verleben. Wie ich höre, wollen auch Sie mit Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin demnächst die herrlichen Ufer des Mittelmeeres aufsuchen. Indem ich Ihnen Beiden hierzu alles Glück und schönstes Frühlingswetter wünsche, bleibe ich in aufrichtigster Verehrung Ew. Hoheit dankbarst ergebener
Ernst Haeckel.