Düsseldorf, 14.8.17.
Sittardstr. 5.
Höchstverehrter Meister!
Wie unbeschreiblich gerne möchte ich Ihnen zum Ausdruck bringen können, was mein armes Herz beim Lesen Ihres unvergleichlich schönen Briefes bewegt, um Ihre unendliche Güte und Liebenswürdigkeit, die mich aufs tiefste ergreifen, in ihrer ganzen Fülle erfassen zu können. Aber meine Feder fühlt sich viel zu schwach, um dem je genügen zu können. Wenn ich nur die äußere Form nehme, Sie ein schwer erkrankter Greis schreiben mir einen vier Seiten füllenden Brief – schon eine heldenhafte Leistung von erschütternder Größe. Und nun der Inhalt – diese geistige Jugendfrische und Klarheit, diese unerschrockene Schärfe der Umschau, da erbebt meine Seele vor einer höheren, stolzeren Freude als ich sie jemals erlebt habe.
Aber dies Erlebniß gibt mir doch auch eine freudige Hoffnung ein, die in den glühenden Wunsche gipfelt, daß die ruhige Feststellung des Arztes sich als eine Täuschung erweisen a || möge und daß dem heißgeliebten Meister noch ein recht langer und genußreicher Abendsegen erblühe! Und daß mir das selten hohe Glück vergönnt werde, Sie noch recht oft wieder zu sehen und Ihnen dann mündlich vielleicht besser meinen innigsten Dank und meine unermeßliche Verehrung zum Ausdruck bringen zu können!
Meine Hoffnung erstreckt sich auch auf die Unermüdlichkeit der Arbeit, die ja immer eine Kulturförderung höchsten Stiles ist. Aus der letzten Nummer der Zeitschrift Kunst in Düsseldorf werden Sie ersehen, daß es bei meiner Anregung für die Erhaltung des Neandertales sich um die Rettung wichtigster Kulturwerte handelt, die durch die rücksichtslose Zerstörungswut eines industriellen Materialismus ihrem Untergange entgegengehen und gerade in letzter Zeit in höchster Gefahr stehen, dem habgierigen Ausbeutungssystem gänzlich zum Opfer zu fallen. Darum würde eine so äußerst wirksame Stimme wie die Ihre – und wenn es nur mit einem Worte || wäre – jedenfalls entscheidend in die Wagschale fallen. Ich glaube auch die hiesige Regierung zu einem Einschreiten veranlassen zu können und fühle mich von dem glühendsten Optimismus beseelt, wie er einer so hohen Kulturaufgabe entsprechend ist.
Aus entschiedenen Gründen, die ich Ihnen später mal erklären werde, habe ich mich von der Schriftleitung der Zeitschrift K. I. D. vollständig losgemacht und bin jetzt dabei, eine neue Zeitschrift zu gründen, in der ich vollständig freie Hand bekomme; wodurch ich dann den Interessen der deutschen Kunst in geeignetster Weise dienen kann. Vorläufig habe ich noch große Schwierigkeiten zu bewältigen, vor denen ich aber nicht die geringste Furcht habe, ihnen vielmehr mit Volldampf voran entgegengehe.
Die gewünschten Exemplare meiner Broschüre Welt Großmacht „Presse!“ werde ich bald-||möglichst zur Post geben.
Nochmals allerherzlichsten Dank für alles Liebe und innigste Wünsche für die recht baldige vollständige Wiederherstellung Ihrer Gesundheit
Ihr
ergebenster
Eduard Daelen.
a gestr.: mö