Jena 27.12.02.
Lieber Semon!
Beifolgende sende ich Ihnen die „Ges. Vorträge“, unter denen einige historisches Interesse haben.
Zur Erklärung des unbegreiflichen und höchst bedauerlichen Verhaltens von Dr. P. v. Ritter bemerke ich noch, daß derselbe zwar als Hauptgrund desselben meine hartnäckige Weigerung (betreffend die öffentliche feierliche Denkmals-Enthüllung an m. 70.sten Geburtstag) angiebt, daneben aber sehr empört ist, daß der von ihm beauftragte Bildhauer Magnussen in Berlin die ganze Denkmals-Geschichte (– wider seinen und meinen Wunsch) detaillirt in die Zeitung gebracht hatte. ||
Außerdem scheint es, daß ein nichtswürdiges Pamphlet eines frommen Dr. Dennert (in Godesberg) – „Die Wahrheit über E. Haeckel“) bei R. Eindruck gemacht hat, trotzdem ⅓ der schweren Anschuldigungen erlogen ist, ⅓ auf gänzlicher Verdrehung meiner litterarischen Kämpfe, und ⅓ auf clericaler Orthodoxie beruht.
– Magnussen hat gegen R. einen Proceß angestrengt, da R. sich weigerte, die im Contract ausbedungene Summe für das (im Entwurf fertige) Standbild zu zahlen. Die Details sind unglaublich! Ich will von Allem Nichts mehr hören!
– Nochmals herzlichste Grüße und beste Wünsche von Ihrem alten
E. Haeckel.