Deubler, Konrad

Konrad Deubler an Ernst Haeckel, Goisern, 19. Juli 1879

Dorf Goisern den 19t Juli 1879.

Verehrungswürdiger, Hochgeschätzter Freund!

So eben habe ich Ihren lieben Brief samt den Bilde erhalten. So schmerzlich und Wehmutsvoll mich Ihr Schreiben aller Hofnung, wieder Sie diesen Sommer in meinen Schweizerhäuschen auf den Primesberg begrüssen zu können, in weitter ferne wieder hinaus gerükt sehe, und mich sehr traurig gestimt hatte, so hat mich doch Ihr liebes, mir schon lange gewunschenes Bild (in dieser Grösse) unendlich Erfreuet! Sie verstehen es prächtig, den Wermuths Trank mit Honig zu vermischen! Vielleicht machen Sie es Edler Freund doch noch möglich, auch im Oktober noch, wo es in unsern Bergen sehr schönes Wetter ist, zu kommen!

Ich habe im „Ausland von Hellwald“ einen Aufsatz von Stuttgart 11tn Mai 1879 gelesen (ich glaube er ist von Dr. G.Jäger) worinne er schreibt „Ich weiß das Sie sich || für meine Entdekung der Seele lebhaft interessieren. ich werde auf der nächsten Naturforscher-Versamlung in Baden Baden die Seele an Händen und Füßen gebunden der Gelehrten Arroganz demonstrieren.“ Ich dachte gleich an Sie, was Sie wohl dazu sagen werden?

Verzeihen Sie es mir, lieber Edler Freund, ich glaube, es würde überhaubt am besten sein, wenn in den jezigen Verhältnissen eine solche Versamlung auf ein paar Jahre vertagt würde –! Virchow hat an Dr.G. einen Kameraden bekomen –.

J.C.Fischer einer meiner Freunde aus Wien, hat mit vorige Woche eine broschiere geschükt, unter den Titl „Der Kampf um das Dasein der Seele von Dr. A.Mayer in Mainz.“ Ich habe es noch nicht gelesen, bin sehr neugierig darauf!

Wegen unsern frühern gemeinsamen Freund Karl Grün, muß ich Ihnen mündlich einen Haubtspaß erzählen, er hat mir einen Brief geschrieben, den ich Ihnen als Corpus Delikti gut aufbewahrt habe. ||

Die prachtvolle Dichtung von Hans Herrig „Die Schweine“, habe ich schon so oft gelesen, das ich es beinahe auswendig kann! Ich habe im Brokhauser Lexikon nirgends diesen Herrig gefunden, ich mus Ihnen nochmahls für diesen seltenen Genuß danken!

Von der Zeitschrift „Kosmos“ habe ich mir das 11te Heft (das auch einzeln zu haben war) gekauft, was mir bis auf den Aufsatz von der Redaktion „Ein Wort zum Frieden,“ sehr Interessierte.

Was mich anbelangt geht es mir noch immer trotz meiner 65 Jahre sehr gut! Ich lebe mit meinen Weibe gesund und Wohlauf, auf meinen kleinen Besitz auf den Primesberg so glüklich, wie es trotz Schoppenhauer ein Mensch es nur wünschen kann. Auf höchste Sonnenhöhe meines Glückes hebt mich das Bewußtsein, das der Größte Forscher, und größte Denker unsers Jahrhunderts mich einfachen Landmann für seine Freundschaft mich für werth hält! ||

Grüssen Sie mir Ihre liebe gute Frau, und behalten Sie mir auch in Zukunft, Ihre für mich so beseeligende Liebe und Freundschaft! Sie müssen mir meinen heimgegangenen L.Feuerbach ersetzen, dessen Wahlspruch war „Heilig sey Dir die Freundschaft“.

Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb

Ihr dankbarer Freund

Konrad Deubler.

NB: Im Monath August will mich Arnold Dodel aus Zürich auf einige tage besuchen, seine Frau die eine Wienerin ist, begleitet er nach Wien zum Besuch zu Ihren Ältern. Ich habe ihn bey der Naturforscher-Versamlung in München kennen gelernt, er ist auch ein grosser Verehrer und Anhänger von Ihnen.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
19.07.1879
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 3957
ID
3957