Ernst Haeckel an Alfred Dieterich, Jena, 4. Dezember 1908

Jena 4. Decbr. 1908.

Hochgeehrter Herr!

Es freut mich sehr zu hören, daß Sie am 12. Februar 09 auch in Berlin eine Darwin-Feier veranstalten wollen und dafür die besten Redner (Bölsche und Plate() gewonnen haben. Ob für die eventuell damit zu verbindende „Darwin-Ausstellung“, – außer Bildern, Büsten und Büchern – viel ausstellungswerte Objecte zu gewinnen sind, bezweifle ich; zumal gleichzeitig in vielen Städten „Darwin-Saecular-Feiern“ stattfinden werden. Auch ich werde hierselbst am 12.1. (im großen „Volkshaus-Saale։, 2000 Personen fassend) eine Darwin-Feier veranstalten, bei der ich zugleich meinen letzten öffentlichen Vortrag halten werde. (4 Tage später beschließe ich mein 75. Lebensjahr). || Bei dieser Gelegenheit werde ich auch alle in meinem Besitze befindlichen Darwin-Erinnerungen (Bilder, Büsten, Bücher, Briefe) ausstellen; ich muß daher bedauern, sie nicht Ihnen für Ihre gleichzeitig stattfindende Darwin-Ausstellung in Berlin leihen zu können. Das Meiste wird auch leicht dort – durch Plate, Bölsche, Waldeyer etc etc. zu beschaffen sein.

– Ein Darwin-Denkmal wird in meinem „Phyletischen Museum“ errichtet werden. Sollet sich dafür auch in Berlin ein Komitee zu gleichem Zwecke bilden, so bin ich natürlich gern bereut, ihm beizutreten.

Hochachtungsvoll

Ihr ergebener

Ernst Haeckel. ||

[gedruckt:]

Phyletisches Museum in Jena.

Zahlreiche Anfragen, betreffend den Besuch des neuen Phyletischen Museums in Jena, veranlassen mich zu folgender Mitteilung. Das Gebäude des Museums (Neugasse 22), welches innerhalb Jahresfrist fertig gestellt wurde, ist zwar am 30. Juli 1908 der Universität Jena – bei Gelegenheit ihrer 350jährigen Jubelfeier – als Eigentum übergeben worden; es ist aber noch so feucht, dass die innere Ausstattung und das Einräumen der wertvollen Sammlungen erst im nächsten Frühjahr beginnen kann. Voraussichtlich wird diese umfangreiche Arbeit noch das ganze nächste Jahr in Anspruch nehmen, so dass die Oeffnung der Schausammlungen für das Publikum erst im Frühjahr 1910 stattfinden kann.

Die Geldmittel für den Bau und die Ausstattung des Museums sind lediglich durch freiwillige Beiträge meiner Schüler und Freunde, sowie durch hochherzige Gaben von begüterten Anhängern der Entwicklungslehre gesammelt worden. Weitere Gaben dafür nimmt dauernd das „Rentamt der Universität Jena“ entgegen, das darüber zu quittieren amtlich ermächtigt ist. Von den Erträgen dieser fortgesetzten Sammlung wird es abhängen, ob dieses „Erste Museum für Entwicklungslehre“ in vollem Maße das hohe Ziel erreichen wird, welches mir bei seiner Gründung im Beginne des Jahres 1907 vor Augen stand, die Schaffung einer öffentlichen Bildungsstätte für wahre Natur-Erkenntnis, eines Tempels für den Kultus des Wahren, Guten und Schönen.

JENA, 18. August 1908.

ERNST HAECKEL.

[Beilage: gedrucktes Rundschreiben]

Jena, 17. Februar 1908.

Zur Feier meines 74. Geburtstages sind mir am 16. Februar von nah und fern sehr zahlreiche Beweise freundlicher Gesinnung und Anerkennung zu Teil geworden: Briefe und Telegramme, Blumenspenden und wertvolle Geschenke. Ausser Stande, allen Gebern persönlich meinen herzlichen Dank auszusprechen, bitte ich ihn in diesen Zeilen entgegen zu nehmen.

Ganz besonderen Dank schulde ich jenen Freunden, welche in sinnreich ausgeführten Kunstwerken meine „Kunstformen der Natur“ geschmackvoll verwertet haben, nicht minder jenen Gönnern, welche wertvolle Beiträge für den Ausbau meines „Phyletischen Museum“ gestiftet haben. Diesen kann ich zugleich mitteilen, dass dessen Rohbau jetzt vollendet ist und das die innere Ausstattung demnächst beginnen soll.

ERNST HAECKEL.

[Beilage: gedruckte Werbekarte mit den Porträts von Darwin und Haeckel]

Soeben erschienen!

Ernst Haeckel „Die Weltrütsekl“

Neu bearbeitete Taschenausgabe Preis 1 Mark

100 | Darwin | 12. Februar 1809| 75 | Haeckel | 16. Februar | 1834 ||

[egh. Widmung:]

Jena 4.12.08.

Mit besten Wünschen für Gedeihen des „Deutschen Monistenbundes“.

Ernst Haeckel |

Herrn

Alfred Dieterici [!]

Berlin

Brief Metadaten

ID
39299
Gattung
Brief mit Umschlag
Institution von
Zoologisches Institut der Universität Jena
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Zielort
Zielland
Deutschland
Datierung
04.12.1908
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
1
Format
14,0 x 22,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 39299
Beilagen
1 Postkarte; 1 Vordruck (Jena, 17.2.1908)
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Dieterich, Alfred; Jena; 04.12.1908; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_39299