Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 25. Dezember 1882
Jena 25. Decb 82
Liebste Mutter!
Unsren Weihnachts-Abend haben wir gestern Abend im engsten Familien-Kreise recht heiter und glücklich verlebt, und nur bedauert, daß wir nicht auf ein paar Stunden zu Euch Lieben nach Potsdam hinüberfliegen konnten. Über die Bescheerung werden Dir die Kinder dieser Tage schreiben. Nachdem die Kinder sich an ihrem eigenen Aufbau erfreut hatten, wurden unter dem Lichterbaum die angekommenen Kistchen ausgepackt, von Dir, von T. Bertha, von Rottenburg, Deubler u. Niess. Alle freundlichen Gaben erregten bei der kleinen Gesellschaft großen a ||
Hoffentlich hat Dir die Jenenser Weihnachts-Gans und die von Agnes selbstgebackene Stolle gut geschmeckt. Giebst Du auch wohl an Tante Bertha und Carl etwas ab?? – Ich wünsche nur, daß Ihr Lieben dort eben so fröhlich zusammen seid, wie wir hier in Jena!
Für uns schließt ein ereignißreiches Lebensjahr ab! Der Gedanke, alle nun noch kommenden Weihnachten in dem eigenen Häuschen, in dem stolzen „Villa Medusa“ am Leutra-Bache zu verleben, und vor den Menschen Ruhe zu haben, ist höchst angenehm. Heute vor einem Jahr in Belligemma war mir nicht so hoffnungsfroh zu Muthe!
Mitb herzlichstem Gruß
Dein treuer Ernst.
a Textverlust durch Ausriss, b Textverlust durch Ausriss, sinngemäß ergänzt