Ernst Haeckel an Anna Sethe, Messina, 28. Januar 1860

Messina 28.1.60.

„Guten Tag, du böser, böser Schatz, die Du Deinen Erni vergeblich auf einen Brief hast warten lassen!“

So kann ich diesmal ausrufen, meine liebste Änni! Indeß thu ichs nicht, sondern denke, daß Du mir doch wahrscheinlich geschrieben und den Brief nur zu spät auf die Post gegeben hast. Ich vermuthe, daß drüben, jenseits der Berge, Schnee gefallen ist, der die Eisenbahn verspaetet hat. Es wird überhaupt besser und sicherer sein, die Briefe immer dienstags auf die Post zu geben , damit sie Freitag sicher in Marseille sind. Du glaubst kaum, wie bös das ist, so eine Woche ohne Brief vom Liebsten, Besten, was man auf der Welt hat. Die ganze Woche kommt mir trüb und düster vor und der schöne Dienstag verliert ganz seinen Feiertagsglanz. Wenn Du wüßtest, wie oft ich dienstags immer vom Microscop ans Fenster springe und mit dem Fernrohr sehnsüchtig nach Norden schaue, ob sich noch nicht über dem Faro drüben das ersehnte Dampfwölkchen zeigte, das mir den herzigen Gruß aus der trauen Heimath bringt – aber wie ich jubele, wenn dienstags früh meine erster Blick aus dem Fenster beim ersten Morgengrauen auf den vapore di Marsiglia fällt; dessen Boye grade meinem Fenster gegenüber mitten im Hafen liegt – oder wenn neulich gar schon Montag Nachts um 1 oder 2 Uhr, wenn ich noch über meinen reizenden Radiolarien sitze und zeichne, das laute Brausen mir die Einfahrt des Dampfers in den Hafen verkündet – rasch wird das Fenster geöffnet und wenn ich nun die wohlbekannte grüne und rothe Laterne der Messagerie sehe, schlafe ich denn doppelt so froh und heiter ein und träume schon von den Freuden, die mir der morgende Brieftag bringt. Das war nun leider diesmal alles umsonst – als der Briefbote am Dienstag bis Mittag nicht gekommen war, wurde ich schon recht unruhig, und || als nun gar der ganze Tag in vergeblicher Erwartung vergangen war, da wurde ich recht traurig und scholt bald meine kleine Änni, die mich so grausam gebüßt, bald mich selber wegen dieser dummen Gedanken und Vorwürfe. Dazwischen mischte sich dann auch etwas trübe bange Furcht, daß etwa Krankheit die Ursache des Nichtschreibens gewesen sei, da mir der letzte Brief gemeldet, daß Du unwohl gewesen. Doch habe ich diese dumme Angst wieder verjagt und denke, meine Änni hält sich immer so frisch und munter, wie es der Braut eines so rüstigen deutschen Burschen geziemt. Diese Woche war er übrigens auch nicht recht ruhig (ob aus Sympathie?) – doch hatte dies auch seinen natürlichen Grund. Die gütigen Meergöttinnen, hatten mich bei meinen letzten Ausfahrten wieder mit so reichlichen herrlichen Schätzen beschenkt, daß die kurzen Tage zu ihrem Studium u. Zeichnen nicht ausreichten und ein paar Nächte zur Hülfe genommen werden mußten. Allein trotz des besten Willens schien ich mich doch an das Microscopiren die Nächte hindurch durchaus nicht gewöhnen zu können; 2,3 Tage geht’s schon; dann werde ich aber so kaput, daß ichs nicht mehr aushalte. Erst vorgestern, als ich mich mal wieder gründlich ausgeschlafen (nicht weniger als 8 Stunden in einem Strich!) war ich wieder ganz munter und wohlauf, wie Du es jetzt gewiß auch wieder bist. Meinen letzten, am 22.1. abgegangenen Brief a (direct an Dich adressirt) wirst Du diesmal wohl auch erst sehr spät erhalten haben, da der directe Dampfer, welcher ihn mit nach Marseille nahm, durch den Sturm so heftigen Schaden gelitten hat daß er auf halben Weg wieder umkehren mußte. ||

Dienstag Nachmittag kam der schöne große Dreimaster der am Sonntag wohlbehalten dahier abgedampft war (sein Name ist „Cephire“) ganz entmastet wieder zurück. Wir sahen schon weit draußen am Faro mit dem Fernrohr das sonderbare Fahrzeug angedampft kommen, das nur 2 Schornsteine und einen kurzen Stumpf vom hinteren Mast zeigte; erstaunten aber nicht wenig, als wir beim Einfahren in den Hafen sahen, daß es der große „Cephire“ war.

Der furchtbare Sturm, welcher ihm seine Masten abbrach, wüthete am Montag (23.1.) Abends und ihr werdet wahrscheinlich in den Zeitungen von dem vielen Unglück gelesen haben, das er angerichtet hat. Hier laufen noch täglich neue Unglücksposten ein. Montag selbst war ein ruhiger, schöner Frühlingstag gewesen und um so unerwarteter brach die furchtbare Windbraut herein. Ich saß still in meinem Stübchen, bei meinen Acanthometren, als ich plötzlich ein lautes Brausen vernahm, wie von einem großen Wasserfall, und fast in selbem Moment schon eine Erschütterung des ganzen Hauses und die Klirren der Fenster, daß ich im ersten Moment dachte, es sei b eines der hier nicht gar seltenen Erdbeben. Doch war es nur ein ganz plötzlicher furchtbarer erster Stoß des Sturmes, dem bald mehrere andere folgten. Doch richtete dieser erste das meiste Unglück an; nur die in dem trefflichen Hafen geborgenen Schiffe blieben geschützt, obwohl sie auch durch Reiben u. Stoßen gegeneinander viel kleinen Schaden erlitten; aber alle außerhalb des Hafens liegenden Schiffe wurden von den Ketten gerissen u. verloren ihre Anker. Ein kolossaler englischer Viermaster wurde so gegen eine österreichische Brigg getrieben, daß diese alle Masten und die Takelage einbüßte und er selbst den Vordermast verlor und das Vordertheil sehr beschädigte. Ein mit Lava befrachtetes sicilisches Schiff wurde von dem indirecten Messagerieboot in den || Grund gebohrt und so gingen noch viele andere Schiffe verloren. In den letzten Tagen sind hier eine Masse Fahrzeuge eingelaufen, die alle mehr weniger gelitten haben. Dadurch bietet der Hafen jetzt wieder einen prächtig bunten u. lebendigen Anblick, zumal jetzt grade die Zeit des lebhaftesten Verkehrs ist, wo die meisten Schiffe, mit Früchten beladen, nach Norden abgehen. Am ganzen Kai liegen sie in vielen langen Reihen dicht gedrängt, und dahinter schon wieder 2,3 andere Reihen, die auf den Abgang der ersteren warten. Der größte Theil der Schiffe sind Engländer, Nordamerikaner, Dänen, auch viele Norweger und Griechen. Seit Sonntag zieren auch 3 schöne Kriegsschiffe den Hafen, 1 französisches Linienschiff und 2 englische stolze Fregatten, davon die einen mit Armstrongkanonen. Am Montag gab es ein gewaltiges Geschütz Donnern; da war des Königs von Neapel Geburtstag, der durch massenhaftes c Kanonenschießen von allen Forts und Kriegsschiffen salutirt wurde. Besonders gefeiert sollte er werden durch die Enthüllung des Denkmals Karl III; doch weinte der Himmel den ganzen Tag aus Mitgefühl mit den unterdrückten Sicilianern und schickte am Geburtstage ihres „Von Gottes Gnaden Tyrann“ so beständige Regenströme herunter, daß eine eigentliche Feier, ausgenommen den unvermeidlichen Gottesdienst in den Kirchen, nicht zu Stande kam; Nur Abends war officielle Illumination der öffentlichen Gebäude (alle Privathäuser blieben ganz dunkel) und gestern Gallavorstellung in dem neuen Stadttheater. ||

Die Gallavorstellung im Theater bekam ich zufällig auch zu sehen. Sarauws nämlich, die eine ganze Loge im Abonnement haben, hatten diese dem Dr. v. Bartels und den 3 deutschen Naturforschern für diesen Abend angeboten. Meine 3 Freunde wollten nicht hingehen, weil sie keine weiße Halsbinde (die dabei unvermeidlich ist) hatten. Ich hatte auch keine, improvisirte mir aber eine durch das sehr einfache Surrogat eines um den Hals gebundenen Schnupftuches. Eigentlich wars mir mehr darum zu thun, überhaupt einmal das hiesige Theater zu sehen (ich war in Sicilien noch nie im Theater gewesen) als grade speciell die Galla-Oper. Doch amüsirte mich nachher der dabei stattfindende Schwindel sehr, wobei der eine auf das Äußerliche, auf „Sehen und Gesehenwerden“ gerichtete Sinn der Sicilianer reiche Nahrung und Gelegenheitd fand, sich in seiner ganzen Grandezza zu entfalten. Die Vorstellung begann mit einem höchst feierlichen und abgeschmackten Hymnus auf den Könige dem natürlich alle möglichen Tugenden und edlen Eigenschaften zugeschrieben wurden, von denen er keine einzige besitzt. Nach Beendigung desselben erhob sich der in der Loge, gegenüber der meinigen, befindliche Gouverneur (Intendente) der Provinz Messina und brachte ein dreimaliges Hoch auf den König aus, wo bei alle Anwesenden sich erhoben und mitbrüllten: Evviva il re! Ich schrie natürlich nicht mit und war überdem so durch den vorhergehenden Akt gelangweilt, daß ich mit meinen Gedanken längst nach Berlin spazirt war, und gar nicht bemerkte, wie alles rings umher sich erhoben hatte. Dieser unschuldige Formfehler wurde Ursache eines sehr komischen, auch etwas ärgerlichen Auftritts, der uns manchen sehr amüsirt hat. Herr Sarauw wurde nämlich am folgenden Tage auf die Polizei citirt und vom Gouverneur || sehr genau über die Personalien des Individuums examinirt, welches gestern Abend allein in seiner Loge gesessen und der einzige Mensch im ganzen Theater gewesen sei, der den schuldigen Respect gegen S. M. versäumt und weder aufgestanden sei, wie alles sich erhob, noch in das Evviva rufen eingestimmt habe. Der Hr. Sarauw, gut beif dem Gouverneur angeschrieben und als der rechtlichste Kaufmann hier sehr angesehen ist, so konnte er sich noch ziemlich gut helfen und mich aus der Schlinge ziehen, die im anderen Falle vielleicht eine Ausweisung zur Folge gehabt hatte. Er antwortete: „Eh, c’é un naturalista tedesco, che non connosce l’uso del paese, e i suoi persieri sempre stanno colle sua spose, molto, molto, molto lontano da qui!“ („Ja, nun, er ist ein deutscher Naturforscher, der die Landessitte nicht kennt; auch sind seine Gedanken immer bei seiner Braut, weit, weit von hier!“) Du hast also die Ehre gehabt, Deinen Bräutigam aus den Klauen des Gouverneurs von Messina zu retten!! Du kannst denken, wie wir nachher über die Geschichte gelacht haben und wie ich damit aufgezogen wurde. Es war das Beste des ganzen Theaterabends, der übrigens recht langweilig war; auf dem Festschmaus kam eine höchst alberne Buffooper, deren Sinn darauf hinaus läuft, daß ein hübsches junges Mädchen, die einen alten Geldsack geheirathet hat, diesen nachher durchprügelt und sich daneben ihren speciellen Hausfreund „amico di casa“ hält, in den Ehen Italiens, wenigstens des südlichen, eine stehende Person, von der man sich bei uns gewiß, Gott sei Dank, kaum eine Vorstellung machen kann. Nach dieser dummen Oper kam ein albernes Ballett, wesentlich die Unbehilflichkeit und das täppische || Benehmen eines Engländers persiflirend, welcher von Sicilianern auf alle Weise verhöhnt und zum Besten gehalten wird, – ein Lieblingsthema der Italiener, wobei sie nur leider immer wieder vergessen, daß die Inglesi und Tedeschi statt der mangelnden Grandezza und Allegrezza tausend andere und wirklich gute Eigenschaften besitzen, von denen man hier keine einzige finden kann. Die ganze Geschichte, besonders auch das widerwärtig eitle, gespreizte und glänzen wollende Gebahren des sehr bunt und stutzerig gekleideten Publikums, vergegenwärtigten mir wieder recht lebhaft den großen Grundunterschied der germanischen und romanischen Nationen, die ersteren ebenso nach dem Kern und Inneren Wesen aller Dinge strebend, wie die letzteren nach der äußeren hohlen Schaale. „Wenn nur die Außenhaut des Menschen recht glatt und bestechend aussieht, innen kann er so faul und verrottet sein, als möglich“ so denken alle Italiener im Grunde und so, hoffe ich, werden die Deutschen nie denken können! – Ich werde mich überhaupt nie mit dem italienischen Nationalcharacter befreunden lernen; ich habe hier, besonders im täglichen Verkehr mit den Fischern, Schifferjungen etc. noch sehr viel Gelegenheit meine Kenntnisse darin zu erweitern kann und je mehr des Ganzen in seiner Eigenthümlichkeit verstehen und zusammen fassen lerne, desto mehr stößt es mich ab. –

Letzte Woche war ich mit meinen 3 Freunden zusammen auch 2mal zu feierlichen Diners ausgebeten, einmal bei Peters und einmal bei dem Preussischen Consul Jaeger. Letzteres Diner verlängerte sich in eine große deutsche Abendgesellschaft, zu der nachher noch mehrere deutsche Familien kamen und wobei Gesellschaftsspiele gespielt wurden. Unter anderm wurde ein Spiel gespielt, wobei Einer einen von den übrigen gestellten Aufgaben errathen und ausführen sollte. ||

Mir wurde die Aufgabe, ein Bild der Princeß Victoria, das dem Porträt des Prinzen Friedrich Wilhelm gegenüber hing, von der Wand herunter zu holen und ihm einen Kuß zu geben, ein Akt, der meine Freunde sehr amüsirte, da sie behaupteten, ich wäre Dir dadurch untreu geworden, und Du würdest mich gewiß sehr darüber schelten! Ist das wahr? Nachher wurde auch wieder getanzt und Dr. v. Bartels hatte es sich zur speciellen Aufgabe gemacht, mich auch zum Tanzen zu bringen. Hr. Peters, der mich immer sehr mit meiner Braut neckt, unterstützte ihn darin eifrigst; doch blieben alle Bemühungen vergeblich und endeten, nachdem ich die Aufforderungen verschiedener Damen zum Tanz abgeschlagen, damit, daß Hr. Peters erklärte: nein, solch ein Bräutigam sei ihm noch nicht vorgekommen und er schlüge vor, mich von nun an nur den „Musterbräutigam“ zu nennen, welcher Vorschlag dann auch von den jungen Damen jubelnd acceptirt wurde. Seitdem ist also mein bisheriger Titel: „Professorchen“ in „Musterbräutigam“ umgeändert, ein Titel, der Dir gewiß gefallen wird! Wie? – (N.B. Bei den Fischerjungen habe ich einen anderen Titel: „Dottorpesce“ Fischdoctor!)

Seitdem die beiden Lueneburger hier sind, mit denen wir (Dr. v. Bartels und ich) zusammen eßen und nachher meist noch 1 Stündchen plaudern, wurde ich überhaupt viel mehr geneckt und Du bist das tägliche Tischgespräch. Besonders Hr. Ehlers behauptet immer, wenn ich mal wieder heim käme, würdest Du mich längst vergessen haben und würdest einen so vermaledeiten Wanderburschen überhaupt nie wieder zu Gnaden annehmen. Auch wollte er Dir nächstens mal schreiben, daß ich Dir ganz untreu geworden sei; mein Herz gehöre jetzt so ausschließlich den Kieselpanzrigen Radiolarien und Acanthomethen, daß für die kleine Anna gar kein Platz mehr darin sei! Das weißt Du aber besser, gelt, mein kleiner Strick? ||

Heute vor also einem Jahre der böse, böse Tag, der mich von meinem liebsten Schatz auf so lange Zeit trennte und mich einem Aufenthalt im fernen Süden zuführte, der g damals nur wie ein hoher steiler Berg voll Mühsal und Widerwärtigkeit aller Art vor mir lag. Wie anders schauen wir Beide heut in die Zukunft, in der uns wirklich die schönsten, goldigsten Hoffnungen lächeln, die ich wenigstens früher kaum zu träumen wagte.

Und was für eine reiche Vergangenheit liegt in diesem „Jahre in Italien“ hinter mir, ein Schatz der schönsten interessantesten Erinnerungsbilder, der ausreicht, um für unser ganzes Leben mit der schönsten Kunst und Naturgenüssen zu versorgen. Und doch wie wird all dies erst Leben u. Gestalt gewinnen, wenn ich es Dir liebstem besten Wesen mittheile und aus dem klaren Spiegel Deiner reinen, edlen Seele strahlend u. belebt zurückempfange. Ach, Schatzchen, Du hast mich mit Deiner goldenen Zukunftsschwärmerei ganz angesteckt. Seit es mir mit meiner schönen Arbeit so trefflich geht, meine ich auch immer, daß wir einem wahren Paradiese auf Erden entgegengehen. Du bist freilich immer der Stern, in dem sich alles andere concentrirt und von dem Alles ausgeht. – Denke Dir, heute habe ich bereits mein fünfzigstes neues Thierchen entdeckt; ein reizendes Geschöpfchen mit zierlich gebildetem und mit 1000 Strahlen besetzten Kieselpanzer, niedlich und fein wie alle die 49 andern, die alle auch schon bereits getauft sind und den Namen des Schatzes, wenn auch nur auf der niedersten Stufe der Thierwelt, verewigen werden. Du kannst denken, daß das auch meine Eitelkeit nicht wenig schmeichelt. ||

Ehe ich es vergesse, schicke doch von der Seesternarbeit ein Exemplar in Kreuzband an Allmers unter der Adresse: Herrn Gutbesitzer Hermann Allmers zu Rechtenfleth an der Weser (Kgr. Hannover) via Bremen. franco. Ferner gib ein andres an Richthofen, dem ich nächstens selbst schreiben werde.

Was sagst Du denn zu meinem Plane, auf der Rückreise doch noch ein paar Wochen in Paris zu bleiben? Vater ließ ich bitten, in den nächsten Briefen etwas über die Thätigkeit der Kammer zu schreiben, da wir hier kaum aus den Zeitungen etwas darüber erfahren. Über die neuesten Veränderungen in den französischen u. italienischen Ministerien, besonders über die Ernennung Cavours, der doch am Ende der einzige ist, eine Befreiung Nord- und Mittelitaliens durchzuführen, haben wir uns sehr gefreut. Sind diese Völker nur erst von ihren alten jämmerlichen Regierungen befreit, so läßt sich gewiß noch was aus ihnen machen, da es ihnen an natürlichem Talent nicht fehlt. Bei den Italienern des Südens wird das viel schwerer fallen, da sie auch in den Grundbegriffen der Bildung und ordentlicher Staatseinrichtung zu weit zurück sind. Freilich ist die Regierung dem entsprechend auch nur auch nur umso elender. Hier ist man beständig in großer Angst vor einer Revolution und hat vorige Woche wieder 40 Personen auf unbestimmt lange Zeit verhaftet. Andere fünfzig sind geflohen.

Nun lieber Schatz, noch einen innigsten Kuß u. vergiß nicht, den Brief schon Dienstag auf die Post zu geben und laß nicht wieder vergeblich auf einen Brief warten.

Dein treuer Erni.

a gestr.: wirst; b gestr.: es; c gestr.: Geschütz; d eingef.: und Gelegenheit; e korr. aus: Königs; f gestr.: mit, eingef.: bei; g gestr.: mir

Brief Metadaten

ID
38285
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Italien
Entstehungsland zeitgenössisch
Königreich beider Sizilien
Datierung
28.01.1860
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
10
Umfang Blätter
5
Format
14,2 x 22,1 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 38285
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Sethe, Anna; Messina; 28.01.1860; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_38285