Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 8. August 1889

Jena 8. August 1889

Lieber Bruder!

Beifolgend sende ich Dir mit bestem Danke die beiden Rechnungs-Abschlüsse für 1888/89 zurück, sowie den Theilungs Plan von Mutters Nachlaß. Herzlichen Dank für alle Mühe, die Du Dir damit gegeben hast. Nimm Dir nur ordentlich Zeit zu Deiner Schweizer Erholungs-Reise, und das nöthige Geld dazu aus meiner Kasse! Beifolgend schicke ich Dir ein Schriftchen über das Glarner Land, sowie eine Photogr. (neusten Datums) welche Du in Mollis (bei Glarus) abgeben kannst, an Dr. Fridolin Schuler, eidgenöss. Fabrik Inspector. || Schuler ist ein sehr liebenswürdiger und tüchtiger Mann, früher Arzt. Ich habe mit ihm, Hein, Boner, Beckmann etc. 1855 in Würzburg studirt (Boner ist jetzt Arzt in Davos). –

In Wesen und besonders an den kleineren Orten am Walensee (Murg etc) sehr gut und billig. Murgthal und Speer herrlich.

– Unsere Reise ist noch ganz problematisch. Meine arme Frau quält sich seit einem Monat mit Niere u. Magen; sie wird wohl in ein Bad gehen. Ich kann seit ein paar Tagen nicht gehen, da ich plötzlich wieder eine acute Entzündung der Achilles-Sehne bekam (voriges Jahr Kniescheibe!) Es scheint alle Jahre Etwas zu kommen! ||

Deine Kinder-Sorgen thun mir herzlich Leid. Wir haben auch mit allen drei Kindern unsere liebe Noth, jedes in seiner Art. – Walter steckt mit Malern in den bair. Alpen (Kochel, Tölz).

– Im besten Falle werden wir wohl erst cc. 20. Aug. von hier fortkommen.

– Im October komme ich mit Agnes nach Berlin und Potsdam.

Grüße alle Lieben herzlich, besonders auch T. Bertha. Wie war ihre Reise?

Stets Dein alter (auf dem Sopha schreibender!) Bruder Ernst

 

Briefdaten

Verfasser
Empfänger
Datierung
08.08.1889
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 38039
ID
38039