Marseille
Donnerstag 11 März 75
Liebste Agnes!
Diese Zeilen sollen Dir nur in Kürze melden, daß ich heute morgen munter und wohlbehalten hier angelangt bin. Dienstag morgen 11 Uhr fuhr ich mit beiden Hertwigs aus Carlsruhe ab, war um 2 U. In Strassburg und Abends 7 Uhr in Belfort, wo wir übernachteten.
Mittwoch morgen besichtigten wir Belfort und die mächtigen Festungswerke in der Umgebung. Um 11 U. Vormittag fuhren wir weiter, durch das schöne Doubsthal über Besancon, Dole, Dijon. ||
Von Dijon mit dem Expresszug Abends 6 Uhr ab und heute morgen 6 ½ Uhr hier in Marseille.
Ich schlief leidlich, trotz der unbequemen Waggons.
Hier wurde ich auf dem Deutschen Consulat freundlichst empfangen. Sowohl der Consul (Hoehne) als dessen Secretär (Dr. v. Salusky) sind warme Verehrer der Schöpfungsgeschichte und thaten Alles um mir den heutigen Tag angenehm zu machen.
Morgens waren wir am Hafen und in dem neuen Museum. Nachmittags kauften wir Gläser und machten eine Wanderung längs des östlichen Küstenrandes. ||
Morgen (Freitag 12.) fahren wir um 9 Uhr früh nach Ajaccio wo wir hoffentlich Sonnabend wohlbehalten eintreffen werden. Das Schiff ist gut und das schöne Wetter verspricht eine gute Fahrt. Es ist seit gestern wundervolle warme Frühlingsluft und alle Bäume stehen in Blüthe; besonders üppig die Mandelbäume. Mein Kopfweh ist ganz verschwunden und ich fühle mich zum ersten Male seit einem halben Jahr wieder ganz wohl.
Hoffentlich bekomme ich bald in Ajaccio gute Nachricht von Dir, liebste Frau, und von unsern drei Kleinen. ||
Ich bin sehr besorgt um gute Nachricht von Euch!
Schicke die Briefe nach Ajaccio (Corsica) poste restante, lasse sie auf der Post wiegen und frankiren!
Die Briefe nach Frankreich dürfen nur 10 Gramm wiegen.
Schicke diese flüchtigen Zeilen nach Berlin.
Von Corsica schreibe ich ausführlich!
Mit innigsten Grüßen
An alle Lieben Dein Ernst.