Pola Samstag 18 März 71
Liebste Agnes!
Wir sitzen hier heute noch immer in Pola, an der Südspitze der Halbinsel Istrien, da der heftige Nordwind (Bora) der sich gestern plötzlich erhob und in wirklichen Sturm ausartete, die ganze Nacht angedauert und noch nicht nachgelassen hat. Wir hoffen jedoch, daß er sich im Laufe des Tages soweit legen wird, daß wir am Abend abreisen können. Die Schiffe des österreichischen Lloyd, mit denen wir fahren, sind übrigens sehr vorsichtig und kennen die schwierige Fahrt an der dalmatischen Küste ganz genau, so daß ihr wegen meiner weiteren Reise ganz außer Sorge sein könnt.
Wenn wir heute Abend von Pola abreisen, werden wir morgen in Zara, übermorgen früh in Spalato und Nachmittag hoffentlich in Lesina, unserem Bestimmungsorte, ankommen.
Ich werde Dir sofort nachdem wir angekommen sind, unsere glückliche Ankunft melden. ||
Die Briefe werden nun in den nächsten Wochen sehr unregelmäßig gehen, da zwischen Triest und Lesina nur ein einziges Schiff wöchentlich geht. Doch ist öfter indirecte Gelegenheit durch Vermittelung der andern Inseln.
– Ich sehne mich sehr, sehr nach guter Nachricht von Dir und von unseren lieben Kindern.
Hoffentlich hat sich inzwischen Dein Leiden ganz verloren oder doch wesentlich gebessert.
Auch hoffe ich sehr, daß unsere Kleine Lisbeth wieder ganz munter ist und Walter seine gewöhnliche Munterkeit und Gesundheit bewahrt hat.
Es ist mir der größte Trost zu wissen, daß die gute Mamma noch bei Dir ist und ihre getreue Pflege fortsetzt, so wie gewiß auch Clärchen Euch hülfreichst unterstützen wird. Grüße Beide herzlichst und sage ihnen meinen besten Dank. Dir selbst, liebste Frau, sende ich in Gedanken die herzlichsten Grüße und Küsse. Laß recht, recht oft von Dir hören, hoffentlich nur Gutes.
Unsern beiden lieben Kinderchen gieb einen Kuß von ihrem Papa. Schicke die beiden beifolgenden Tagebuch- Blätter an die Eltern.
In der herzlichsten Liebe Dein treuer Ernst.