Ernst Haeckel an Carl Gottlob Haeckel, Würzburg, 21. Dezember 1853

Würzburg 21/12 53

Lieber Vater!

Ich begrüße Dich in diesem Briefe zum erstenmale als Großvater, über welche nun erlangte Würde Du vermuthlich eben so viele Freude haben wirst, wie ich über meine neue Onkelwürde. Man kommt sich wirklich ganz verändert, und mit einem Stück eine große Stufe höher gerückt vor. Ich wenigstens fühle mich dadurch um Vieles älter, erwachsener, respectgebietender geworden, sei es auch nur in komischer Art. Du kannst gewiß auch, wie ich, die Zeit nicht erwarten, wo du den jungen Sprößling und Stammhalter der Haeckelei zu sehen bekommst. Fast wäre ich aus lauter Neugier und Sehnsucht jetzt ganz de improviso nach Ziegenrück herüber gerutscht; ich war schon auf dem Sprung, diesen Geniestreich zu machen. Bei näherer Überlegung schienen aber doch zu viele gewichtige Gründe dawider, und nur wenige dafür zu sprechen, besonders da ich jetzt in einer so schrecklichen Zeitklemme bin, und mir jede freie Stunde äußerst willkommen und werthvoll ist. Nun ich muß mich vertrösten auf den Sommer. Dann sieht mich mein Neffe auch schon als Erwachsener (indem ich dann das 20ste Jahr zurückgelegt haben werde) und ich werde ihm dann doppelt ehrfurchtsvoll erscheinen. Aber sehr begierig bin ich auf ihn. Gott sei Dank, daß es bis jetzt alles so gut gegangen, und auch Mimmis Fieberanfälle, die leicht sehr gefährlich werden können, vorüber sind. Hoffentlich geht es nun alles recht gut und glücklich fort; das Büble gedeiht prächtig und wird 1 tüchtiger, charactervoller Kerl, am liebsten 1 Naturforscher, der weite Reisen machen kann, wie mein Ideal. Dir wird inzwischen wohl auch die Zeit ein wenig lang, daß Mamma so lange fort ist, und Du wirst Dich recht freuen, wenn Du sie Dir erst wieder holen kannst. Wie gut ist es aber doch gewesen, daß sie dort war und so treulich hat pflegen können, wie das ja immer ihr treffliches Amt ist, das sie mit beispielloser Aufopferung und Selbstverläugnung versieht. Anfangs dachte ich, Du würdest schon zu Weihnachten kommen und dann die Taufe sein; dann wäre ich jedenfalls auch gekommen, hätte es kosten mögen, was es wollte. Nun das aber nicht der Fall ist, habe ich doch meine Reiselust wieder niedergeschlagen.

Außer vielen andern Arbeiten, die ich für die Weihnachtsferien aufgespart hatte, werde ich auch das Anerbieten Köllikers benutzen, auf seinem Zimmer zu microscopiren, wobei man sehr viel Material bekömmt. || So sind jetzt mehrere Engländer (junge Dr. med.) hier, welche den ganzen Tag nichts thun als in Köllikers Zimmer auf der Anatomie a sitzen und microscopische Anatomie studiren. Sie haben dabei den Vortheil, daß ihnen alles mögliche Material, was sie irgend brauchen und wünschen, sofort direct zu Gebote steht, und daß sie in Allem, wo sie irgend zweifelhaft sind, Kölliker, als den größten Histologen, gleich um Rath und Auskunft fragen können. Wie Du denken kannst, beneide ich diese Leute schrecklich und wagte dies auch gegen Koelliker zu äußern, als ich vorigen Sonntag Vormittag auf seinem Zimmer mit ihm microscopirte und ihm 1 microscopisches Praeparat (Querschnitt durch den Nervus opticus) abzeichnete. Hierauf entgegnete er, daß b mir diese Gelegenheit ja eben so gut geboten sei. Wenn ich nur Zeit hätte, sollte ich immer kommen. Freilich könne man diesen Zweig der Naturgeschichte (die Gewebelehre des Menschen und der Thiere) nur ex fundamento (wie eigentlich auch alle andern) inne bekommen, wenn man sich längere Zeit (etwa 1 Semester) ganz ausschließlich und ununterbrochen damit beschäftige (wie es diese Engländer in der That auch thun). – Ich habe nun dadurch den kühnen Gedanken bekommen, dieses freundliche Anerbieten anzunehmen und nicht nur nächste Weihnachts- und Oster-Ferien, sondern auch den ganzen Nächsten Sommer Nichts als microscopische Anatomie zu treiben, höchstens dabei noch Chemie und die pathologische Anatomie bei Virchow (welche ebenfalls zum größten Theil microscopisch tractirt wird); wie gefällt Dir dieser Vorschlag? Ich würde es dann wenigstens in einem einzigen Fache zu was Ordentlichen bringen, und

jedenfalls abgesehen von dem ungeheuren Vergnügen, den größten Nutzen davon haben. Ich glaube, daß grade das einer meiner Hauptfehler im Studienplan ist, daß ich mich mit zu vielerlei zugleich abgebe und alle möglichen Branchen gleich zusammen ganz erfassen möchte. Diesem Vorwurfe würde ich dann in jenem Falle wenigstens 1mal entgehen. Ich glaube, das Semester würde nicht nur nicht verloren, sondern besser angewandt sein, als alle bisherigen. Ich erwarte sehr viel davon! – ||

Du wünschst auch etwas von meinen übrigen Collegien zu hören! Da ist freilich nicht viel zu sagen; das geht so richtig seinen Gang fort, einen Tag, wie den andern. Die Zeit verstreicht mir dabei colossal rasch, ich weiß gar nicht wie. Kaum kann ichs glauben, daß Weihnachten schon vor der Thür ist; es ist mir jetzt, als wäre ich erst 8 Tage aus dem lieben, lieben Ziegenrück, wo ich so eine selige, sorgenfreie Zeit genossen, fort. Wenn das so fort geht, so wird mir die lange Zeit, bis zu welcher ich Euch liebe Alten, meine Geschwister, die liebe Tante Bertha und den prächtigen Großpapa wiedersehn soll, im Umsehn vorbei sein, was mir nichts weniger, als unangenehm ist, da ich mich eigentlich periodenweis mal wieder recht herzlich nach Hause sehne. Nun die schöne Zeit wird rasch genug da sein. Daß mir die Zeit hier nicht lang wird, dafür ist gesorgt. Ich gehe jetzt täglich um 8 Uhr früh von zu Haus fort und komme erst um 5 Uhr (und wenn ich Cours bei Kölliker habe, gar erst um 8 Uhr Abends) nach Hause, was mir, wenngleich ich mehr freie Stunden am Tage wünschte, doch auch ganz recht ist, da es mir zu Haus meist so schrecklich einsam vorkommt, ausgenommen, wenn ich bei meinem Schatz (das ist mein göttliches Microscop) sitze, oder Briefe an euch schreibe. Die Abende verbringe ich mit Ausarbeiten des geistreichen Virchowschen Collegs, welches mir aber lange nicht mehr so schwer wird, wie anfangs. Wenn ich behaupten wollte, daß ich für den Stoff, alle die verschiedenen pathologischen Neubildungen, Geschwülste, Entartungen etc, irgend ein Interesse hätte, so müßte ich dick lügen. Aber mit dem sensiblen Ekel davor macht es sich jetzt. Was soll man sich auch vor einem Geschwür, einer Eiterung, etc noch ekeln oder sie verabscheuen, wenn man erfährt, daß diese schreckliche krankhafte Bildung doch nur einfach auf der Bildung und Vermehrung von Zellen c in einem flüssigen Blastem beruht, was eigentlich 1 höchst interessante Sache ist, wie das ganze Zellenleben. Ja, über die Zellentheorie geht mir nichts. Ich weiß nicht, was für eine sonderbare Anziehungskraft diese sonderbare Thatsache, daß die Zelle Ursprung und Constituens aller organischen Körper ist, für mich speciell hat; aber es ist factisch, ich betrachte dies || wirklich als das größte Schöpfungswunder, über das ich mich gar nicht satt wundern und freuen kann. Eigentlich ist auch diese Zellengenese das, was alle Menschen am nächsten angeht, denn wir alle, wie alle Pflanzen und Thiere, bestehen und entstehen ja nur aus Zellen. Das Ei ist ja nur 1 einfache Zelle. Wie unbegreiflich stumpf und gleichgültig verhalten sich die meisten Menschen gegen diese wunderbare Thatsache, dies Wunder aller Wunder. Für mich ist [es] das anziehendste, was es giebt, und dem Studium und der Erforschung der Zelle möchte ich alle meine Kräfte widmen. Diese Neigung erscheint vielleicht allzu kühn, aber wenn ich mir nur in irgend einem Punkte selbst vertrauen darf, so sagt mir 1 geheimer dunkler Instinkt „dies Feld ist das Einzige, wo du es zu etwas bringen kannst!“ Dieser Instinkt ist es, welcher mich von jeher so ungemein und extravagant zu den microscopischen Studien hinzog, welcher mir die Beschäftigung mit dem Microscop als das größte Glück und Vergnügen sein läßt. Und sonderbar, diese microscopische Anatomie, Gewebelehre, oder wie Du es sonst nennen willst, ist gerade das, was die meisten Mediciner als eine lästige, schwere, und unfruchtbare, wenngleich nöthige, Disciplin verabscheuen und froh sind, d wenn sie das Colleg darüber los sind und in dem Cours ungefähr gesehen haben, wie die Dingerchen aussehen. Und was das Sonderbarste ist, sie halten es für eine schwere Disciplin; das will mir aber nun erst gar nicht in den Sinn, denn mir erscheint es zugleich als die angenehmste und als die leichteste Sache. Ich weiß nicht, wiee es kommt; aber ohne daß ich bis jetzt eigentlich nur irgendwie microscopische Anatomie ordentlich geochst oder nur einmal Koellikers classisches Buch danach durchgelesen hätte, weiß ich doch die Hauptsachen davon, als wären sie mir angeboren, als hätte ich sie im Kinderspiel erlernt. Es ist sonderbar aber wahr! Trotz meiner großen Ungeschicklichkeit, die mir auch hier beim feinen Präpariren oft sehr lästig wird, kommt mir doch im Ganzen nichts leichter und lustiger, als die Microscopie vor, während die andern darüber stöhnen und seufzen. Nein, über meine Zellen geht mir Nichts! ||

Halte diese Worte nicht für Eitelkeit oder Hochmuth, lieber Vater! Wenn ich es mir in andern Stunden ruhig und kalt überlege, erscheint mir freilich diese ganze sanguinische Hoffnung, als Microskopiker (sei es nun der Pflanzen oder der Thiere; eher glaube ich noch letzteres!) dereinst was leisten zu können, als thörichte Vermessenheit. Denn wieviel der tüchtigsten Männer treiben dieses herrliche Fach! Verdanken doch Schwann, Schleiden, Koelliker, Virchow, Mohl, Schacht, dieser köstlichsten aller Wissenschaften ihren ganzen Ruhm. Wie viel tüchtige Männer der jüngsten Epoche sind jetzt wieder an allen Orten mit der feinsten und sorgfältigsten Microscopie beschäftigt! Betrachte ich mir deren Leistungen, so sehe ich wohl bei ruhiger Überlegung ein, daß ich nie einen Platz neben ihnen werde gewinnen können; denn was wird so ein unselbstständiger, charakterloser und unbedeutender Schwächling, wie ich leider bin, der heut „himmelhoch jauchzt“ „morgen zum Tode betrübt ist“, was werde ich gegen und neben jener Unzahl ausgezeichneter sorgfältiger Forscher zu Wege bringen! Sei dem, wie ihm will; jetzt will ich f wenigstens den Rausch dieser Wonne ganz austrinken und mich in jeder Hinsicht in der Microscopie sattelfest machen. Ich will euch wenigstens zeigen, daß ihr das herrliche, kostbare Microscop keinem geschenkt habt, der es nicht zu schätzen wüßte. Mache ich damit auch keine neuen Entdeckungen, so gewährt es mir doch die seligsten Freudenstunden, Stunden, in denen ich mich ganz dem einen geliebten Objecte hingeben könnte!

– Sehe ich g mir morgen früh diese eben hingeworfenen Herzensergießungen an, so muß ich vielleicht wieder einsehn, daß eigentlich hinter all diesem Enthusiasmus für das Microscop und die Zelle nichts steckt, als Lust und Freude an jener unermeßlichen wunderbaren Welt des Kleinen, in der der große Schöpfer seine herrlichste Macht und Weisheit offenbart hat, eine Lust und Freude wie sie am Ende jeder haben kann! – Nimm aber diese Worte für das, was sie sind, lieber Vater, für den Hauch einer, vielleicht übertriebenen, Begeisterung, welche mir von Zeit zu Zeit alle Glieder wie verzehrendes Feuer der Leidenschaft durchzieht, daß unwillkürlich meine Muskeln in tonische Contractionen gerathen und ich in jauchzende Freudenrufe ausbreche, wie das z. B. der Fall vor ein paar Tagen war, als ich Abends || um 8 Uhr aus dem Cours nach Hause kam, mit meinem prächtigen Schieck einen sehr merkwürdigen, ganz durchsichtigen Hautbrustmuskel vom Frosch untersuchte, und darin die schönsten NervenEndigungen (eins der subtilsten und feinsten Objecte) theils in Gestalt von Schlingen, theils feinen Spitzen, fand. Ich war über dies Bild so entzückt, daß ich noch bis Mitternacht in der eiskalten Stube (wobei ich mich nebenbei noch etwas erkältete) microscopirte und zeichnete.

– Solche herrliche Augenblicke, worin ich die ganze edle Wissenschaft mit meinem ganzen Sein und Wesen umfassen, in mich aufnehmen möchte, und wie sie mich jetzt öfter beglücken, sind wahre Sonnenblicke in meinem düstern Leben. Wie traurig und dunkel erscheint mir dagegen am andern Tage wieder das medicinische, practische Treiben, die Behandlung der Menschen in den Cliniken etc, und wie sinkt mir da wieder aller und jeder Muth, und ich finde h mit Nichts, als mit verzweifelten Aussichten, die Zukunft herannahen. Der einzige Trost ist dann der verrückte Gedanke, mich schlimmstenfalls mit meinem Microscop, das ich nicht mehr von der Seite lasse, in 1 beliebigen Urwald von Guyana zurückzuziehen und i dort nach Herzenslust Natur zu studiren. Vorige Woche machten so z. B. mehrere Besuche in der Klinik, und zufällig dabei stattfindende Vorgänge einen so heftigen und widerwärtigen Eindruck auf mein äußerst reizbares Nervensystem, daß ich mich ein Paar Tage äußerst unwohl fühlte, und wirklich ernstliche Angst hatte, ich würde 1 nervöses Fieber bekommen, was sich indeß als überflüssige Hypochondrie herausgestellt hat. Und diese Cliniken, und diese schreckliche specielle Pathologie und Therapie sind es, die die meisten meiner Bekannten nächsten Sommer hören, und die ich eigentlich dann auch anfangen müßte. Wie glücklich wäre ich, könnte ich dafür 1 Semester bei Koelliker ganz allein privatissime microscopiren. Mit dem letztern würden auch die Virchowschen Collegia ganz harmoniren! Nein, noch einmal! Es geht mir doch nichts über die Zellentheorie und ihr Studium!

Vivant cellulae!!

Vivat Microscopia! ||

Von den übrigen Beschäftigungen machen mir die practischen chemischen Arbeiten in Scherers Laboratorio den meisten Spaß und sind auch, wie ich glaube, von größtem Nutzen. Die Chemie kann man nicht aus Büchern lernen, man muß sie sich selbst erst durch Experimente neu und selbstständig construiren. –

Ich betrachte jetzt diese anorganischen Analysen als eine gute Vorübung, um nachher zu Haus in Berlin die organischen Körper studiren zu können. Ich binj jetzt mit der Prüfung des Verhaltens der Körper gegen Reagentien sowie mit den 40 Analysen einfacher anorganischer, sowohl in Wasser löslicher, als unlöslicher (z. B.Cu2O, SO3; Sb S3; KO, C2O3 etc) Körper fertig und habe jetzt die zusammengesetzten Verbindungen (z. B. BaCl + HgCl; CuO, SO3 + ZnO, SO3) angefangen, was freilich etwas schwerer ist und langsam geht. Überhaupt geht es mir dabei immer etwas zu langsam und jede Stunde muß ich mir sagen lassen, ich solle ruhiger und langsamer arbeiten „nur mehr Ruhe, Herr Haeckel, Ruhe, langsam, Ruhe!!“ Von den übrigen Collegien ist nicht viel Neues zu sagen. Herr Rinecker fährt noch fort, uns jede Stunde die Lichtseiten der Medicin anzuführen und zu versichern: „Das ist grade das Herrliche, Schöne, meine Herren, daß jeder Arzt auf einem eignen Standpunkt steht, seine eignen Ansichten hat, die er mit keinem andern theilt!“ etc. Man wird dieser traurigen Wahrheiten allmählig wirklich müde! –

Von der Geburtshilfe k habe ich noch keinen rechten Nutzen; ich nahm sie eigentlich bloß an, weil es meine andern Freunde alle auch thaten, und weil Scanzoni einer der berühmtesten Geburtshelfer ist. Jedoch macht es mir insofern Spaß, als zufällig alle einzeln Capitel, die hier theoretisch abgehandelt werden, gleichzeitig practisch in Ziegenrück geschehen. So nahm Scanzoni z. B. in der Woche des 7ten December grade die Physiologie der Geburt, in der letzten Woche die Physiologie des Wochenbettes durch, welches Zusammentreffen mit meiner Praxis in Ziegenrück mich sehr amüsirte. Da übrigens, wie Du leicht denken kannst, das Colleg mit einer Masse Anectoden, Zoten (woran man sich als Mediciner wirklich, wie ans liebe Brod, gewöhnt) und schlechten Witzen gewürzt ist, welche Scanzoni noch dazu sehr trocken und komisch erzählt, so ist es ungeheuer besucht, fast so wie das Virchowsche, von den meisten hiesigen Medicinern. ||

– An Tante Bertha bestelle vorläufig die herzlichsten Grüße und den schönsten Dank für ihren lieben Brief, der mich sehrl getröstet und gestärkt hat. Ich werde nächste Woche an sie schreiben, wo ich mehr Ruhe habe, als jetzt. 1 Stückchen Brief war schon fertig, ich will ihn aber nicht mit einlegen, damit die 4 kleinen Landschaftszeichnungen noch mitkommen. Es sind meine ersten Versuche mit schwarzer Tusche. Sie sollen Dir nur zeigen, daß ich die edle Zeichnenkunst, sowie Lust und Liebe dazu nicht ganz verlernt habe; wenn ich nur mehr Zeit dazu hätte! Ursprünglich waren die 4 Dingerchen (welche ich aus dem Album meines vielgereisten Freundes A. v. Franqué abgepinselt habe) für Mimmis Album bestimmt; da ich sie aber heut früh, als ich 1 kleine Weihnachtsschachtel nach Ziegenrueck absandte, nicht gleich finden konnte, mußte ihre Sendung unterbleiben. Ich fand sie zufällig heute Abend wieder und schicke sie nun Dir mit, als Substitut einer größern Weihnachtszeichnung, welche ich aus Mangel an Zeit nicht fertig bringen konnte. Vielleicht gefallen sie auch Deiner lieben jungen Haushälterin (welcher ich gleichfalls herzliche Grüße bestelle); sie kann damit vielleicht 1 Seite ihres Album bekleben, vorausgesetzt, daß sie diese ersten Pröbchen solcher Ehre werth hält. –

Nun lebe recht wohl, mein lieber Papa, nunmehr auch Großpapa, feiere recht vergnügte und frohe Weihnachten mit den Lieben in No 8 und vergiß dabei neben den Ziegenrücker Lieben auch nicht Deinen Dich herzlich liebenden alten Jungen Ernst H.

Onkel, Dr. phil. et med.

Privatdocent der Microscopie.

Auch Quinke und Weißens grüße von mir, wenn Du sie siehst. Von meinem lieben Ernst Weiß, sowie von den beiden Halensern, Weber und Hetzer, auch von Osterwald, habe ich vorigen Sonntag 1 sehr nette Briefsendung bekommen, auch Zeichnungen, Pflanzen etc. Hetzer hat eine köstliche Geschichte mit A. v. Humboldt gehabt, welche ein sehr schönes Licht auf dessen Character wirft. Ich will sie Dir das nächstemal mittheilen. Hic spatium deficit! –

Recht fröhliches Weihnachtsfest!

Auch an Theodor und Großpapa sind Grüße nicht zu vergessen.m

a gestr.: zu; b gestr.: ich; c gestr.: b; d gestr.: d; e gestr.: s; f gestr.: den; g Verschreibung: mich; h gestr.: ich finde; i gestr.: doch; j gestr.: habe; eingef.: bin; k gestr.: hilfe; l eingef.: sehr; m Text weiter am linken Rand: Auch an … zu vergessen.

Brief Metadaten

ID
37485
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Königreich Bayern
Datierung
21.12.1853
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
8
Umfang Blätter
4
Format
13,5 x 21,7 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 37485
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Haeckel, Carl Gottlob; Würzburg; 21.12.1853; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_37485