Potsdam 23/12 85.
Mein lieber, lieber Herzens Ernst!
Wenn auch die zunehmende Geistes- und körperschwäche mir das Schreiben ganz verbietet, so kann ich es mir doch nicht versagen: Dir, meinem lieben Herzens Sohn, und Deinen Lieben einen Herzens Gruß zum Feste zu schicken. Ist es mir doch ein großes Entbehren, daß ich überall mit leeren Händen erscheine, doch auch darin muß ich mich finden, es kann nicht anders sein. – – ||
Mögest Du das schöne Weihnachts Fest mit Deinen Lieben recht ungetrübt und gesund verleben. Gott erhöre mein Flehen: er gebe Euch Gesundheit, und Zufriedenheit.
Zu nächst sage ich Dir und Deiner lieben Frau meinen herzlichen Dank für die schöne Gansa, die die Potsdammer am vorigen Sonntag bei mir verzährt haben; aber nun bitte ich dringend; daß Du meinen Wunsch er-||füllst, und nun auch gewiß nichts schickst, sonst wird es mich nur schmerzlich betrüben, daß meine Lieben alleb Nichts von mir bekommen und doch muß das leider so sein, die mancherlei zusammen Bestenden [!] Verhältnisse gebieten es, und ich muß mich in das finden, was das Alter bringt und gebietet, bis Gott die ersehnte Ruhe giebtc. ||
Heute Nachmittag erwartte ich Bertha, die einige Tage bei mir bleiben wird, worauf ich mich sehr freue. Ich kann nicht mehr schreiben. So seid dann Alle: Du, mein Herzens Ernst mit Frau und Kindern aufs herzlichste gegrüßt von
Deiner
alten Mutter, die
Euerer mit Liebe gedenkt.
Wenn ich noch länger leben muß, so hoffe ich Euch noch bei mir zu sehn. –
Gott gebe Euch seinen Seegen. –
a korr. aus: Ganz; b korr. aus: alles; c korr. aus: liebt