Potsdam 26/4 83.
Lieber Ernst!
Herzlich danke ich Dir für den heute erhaltenen Brief, und freue mich über Deinen lieben Festgruß und der daraus erhaltenen Versicherung, daß es Agnes besser geht; denn ich muß Dir nur gestehn, daß ich recht in Sorge war, da ich über Berlin gehört hatte, Agnes sei krank, das hielt mich auch ab, Dir wie ich gerne wollte einen Ostergruß zu schicken. Nun hoffentlich erholt sich Agnes bald; ihr, Dir und den Kindern den herzlichsten Festgruß von mir. ||
Wie sehr, mein lieber Ernst, freue ich mich auf Dein Herkommen, richte es nur ja so ein, daß Du so lange, als möglich bleibst, ich habe rechte Sehnsucht nach Dir, mir ist es als hätte ich Dich in einer Ewigkeit nicht gesehn; dabei möchte ich so gerne Manches noch mit Dir besprechen. –
Diesmal ist Bertha nicht zum Feste hier, da sie Besuch von Frl. Diesterweg hat. Gestern war Karl mit seiner Famielie bei mir, und heute soll ich Unten bei ihnen sein. ||
Hier leidet bei dem ungewöhnlich kalten Wetter Alles mehr oder weniger an Erkältung, hoffentlich hast Du zur Reise her erträgliches Wetter; nimm Dich nur recht in Acht. –
Die bevorstehende Abreise von Georg beschäftigt uns jetzt sehr; Karl hat doch viel zu sorgen, und freue ich mich nur, daß er im Ganzen dabei doch frischen Muth hat. –
In der Hoffnung, Dich nun recht bald zu sehn, verspare ich alles || Mittheilbare auf mündliche Mittheilung nach der sich Deine alte Mutter sehr sehnt.
Dir, Agnes und den Kindern die beßten Seegenswünsche sendet Dir Deine alte Mutter
Lotte.
Die übersanden Zeitungen wofür ich dank, habe ich gleich durch ackert, und werde Dir aufheben.
[Beischrift von Georg Haeckel]
Lieber Onkel!
Am Donnerstag d. 29. d. M. fahre ich hier mit dem Schnellzug um 9 Uhr fort und bin dann, glaube ich, um 5 Uhr oder ½ 6 Uhr in Jena. Vielleicht ist es möglich, daß ich ein oder zwei Nächte bei Dir schlafe, bis ich weiß, ob ich angenommen werde, denn Dr. Ebmeier hat nichts bestimmtes sagen können. Mit vielen Grüßen auf ein baldiges Wiedersehen von Deinem
Neffen Georg.