Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Agnes Haeckel, Potsdam, 25. Oktober 1880, mit Beischrift von Karl Haeckel und Beischrift von Karl Haeckel an Ernst Haeckel

Potsdam 25/10 80.

Liebe Agnes!

Von Herzen wünsche ich Dir Glück zu Deinem morgenden Geburtstag. Hoffentlich erlebst Du denselben mit Deinen Lieben gesund und heiter. Wie freue ich mich, daß Dein lieber Mann wieder bei Euch ist, und er die Reise ohne Unfall zurück gelegt hat.

Freilich wenn man älter wird tritt auch immer der Ernst des Lebens näher an uns heran, und das Entbähren so mancher Liebe, so || wirst Du auch die treue Mutterliebe vermissen, die zum ersten Mal nicht den Tag mit erlebt. Nun die Liebe lebt ja über Tod und Grab; und der Dulderei ist ja wohl alles Irdische überwunden zu haben. –

Du wirst ja den morgenden Tag mit Mann, Kindern und Deiner Schwester verleben. So kann ich Dir auch nichts besseres wünschen, als daß Gott Dir Dein häusliches Glück ungetrübt erhalte, und Deine Kinder brav werden. – ||

Nach dem schönen Auffenthalt in Italien muß es unserem Ernst wohl recht schwer werden, sich in dem so früh und kalt bei uns eingekehrten Winter zu finden. Ich bitte ihn dringend; daß er vorsichtig ist, und sich nicht gleich wieder erkältet. Meine Lieben in Jena quälen sich nur immer zu leicht mit Kartar, und da habe ich bei so rauem Wetter immer Sorge um Euch, nun hoffentlich seid Ihr jetzt gesund. – ||

Gerne hätte ich Dir zum Geburtstag eine kleine Freude gemacht, weiß aber nicht womit; da ich aber weiß, daß eine Mutter sich immer freut, wenn sie ihren Kindern eine kleine Freude machen kann, so erhälst Du von mir ein Fäßchen mit Apfelkraut, direkt von der Fabrik zugeschickt. Wenn es nicht schon bei Euch ist, so wird es nächstens kommen; Du läßt dann nur einen Boden einschlagen, und füllst mit einem starken || hölzernen Löffel das Apfelkraut in Töpfea oder Einmachgläser, die Du bloß mit Pappier zubinden brauchst, so hält es sich Jahrelang. Ich hoffe aber, daß es Euch so gut schmeckt, daß es bald verbraucht ist. – –

Doch nun bist Du, liebe Agnes besonders an Deinem Geburtstag mein Gekritzel müde, und ich füge nur noch mals meine herzlichsten Grüsse und Wünsche für Dich und die Deinen bei. Mit herzlicher Liebe

Deine

alte Mutter Lotte. ||

[Beischrift von Karl Haeckel]

Potsdam 25 October 1880

Seiner lieben Schwägerin

sagt zu ihrem Xsten Geburtstage seinen herzlichsten Glückwunsch, bestehend aus fernerer Frische, Gesundheit und glücklichem Zusammenleben mit Manne u. Kindern,

ihr

ergebenster Schwager

C. Haeckel ||

[Beischrift von Karl Haeckel an Ernst Haeckel]

Potsdam 25/10. 80

Dir, lieber Bruder,

mein Willkommen zur glücklichen Rückkehr nach Jena, wo Du Dich nun wohl schon wieder ganz in Arbeiten, Vorlesungen pp eingesponnen haben wirst.

Geschäftliches berührend, bitte ich Dich die Hyotheken Dokumente, die zu dem Bankischen Kapital gehören, zu Weihnachten, wo Du doch mal herüberkommst, mitzubringen, damit ich sie durchsehen kann.

Das Notificatorium über die Eintragung, das Agnes herschickte, habe ich hierbehalten.

Sage mir nun, ob Du, wenn ich Gelegenheit finde, noch mehr, etwa 5–7000 rl. ausleihen willst auf Hypothek, u. wenn die Gelder, die Agnes aus der Erbschaft (Hausverkauf) erhält u. die dazu erwarten werden könnten, disponibel werden, u. wie viel sie betragen. Hier liegen jetzt || 2000 rl = 6000 Mark einstweilen in der Creditbank für Dich.

Georg wird seit gestern wieder in Strassburg sein; Hermann ist noch in Russland (wahrscheinlich Moskau) u. Ernst gefällt sich als Lehrling im botanischen Garten,

Herzlichen Gruß und Bitte um baldige Antwort

Dein C. Hkl.

a verb. aus: Töpfest

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
25.10.1880
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36888
ID
36888