Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 1./2. März 1879
Potsdam 1/3 79
Mein lieber Ernst!
Hab herzlichen Dank für Deine liebe Zeilen und die Sendung. Deine Versicherung, daß Du mit Deinen Lieben gesund bist, erfreut mich sehr. Bei dem gewaltigen Schneegestöber, das wir hier haben, gedachte ich oft, daß Ihr es in den Bergen vielleicht noch schlimmer haben würdet; meine beiden jenänser Schulkinder müssen wohl recht durch den Schnee traben; doch als Kind hat man ja auch daran Freude.
Du sorgst immer so freundlich für meine || Unterhaltung, Du hast wohl gemerkt, daß die Reise durch die Maleiischen Inseln beendigt ist, so habe ich mich denn heute gleich nach Ciprien begeben. Ich schlage die Bücher von Dir beim Lesen immer in Pappier, damit Du sie unbeschädigt wieder bekommst. Wenn Du mich besuchst, wollen wir welche einpacken und ich schicke sie Dir wieder. Wenn es Dir recht ist, so bestellea ich die Ilustrirte Zeitung beim Schluß des viertel Jahrs ab, der Druck ist zu fein; da kann mann sie nicht nutzen. –||
Die 1000 Mark, die Du mir schickst werde ich, wenn Dir es recht ist gleich mit noch anders Geld von Dir in Pappiere anlegen, denn wenn Du auch später vielleicht ein Grundstück kaufen willst oder noch Geld auf Hipotek ausleihen willst, so kann man ja Pappiere verkauffen. Zu den Aprill Zinsen erhebe ich auch Dir von den Grundscheinen der Vereinigten Westphalia (Du hast deren doch keine mehr dort) ich habe hier von Dir die Coupons von 30 Grundbriefen. ||
Wahrscheinlich werde ich in der zweiten Hälfte März einige Tage nach Berlin geht [!], die Schwester meines Mädchens wird sich verheirathen und da lasse ich Anna zur Hochzeit gehn und werde unter dessen bei Bertha sein. Wenn die Zeit fest bestimmt ist, schreib ich es Dir, damit Du doch weißt wo Deine Alte ist. Jetzt komme ich wenig aus, seit Sonntag wo ich zu Mittag bei Karl war, habe ich mich nicht heraus gewagt, ich b gehe zu unsicher bei der Glätte. ||
Vorigen Montag war Karl mit den Kindern Abend bei mir zu Punsch mit Pflannekuchen, Karl hatte nur solche dringende Arbeit, daß er mit den 3 Jungen um 9 zu Hause mußte, Anna und Marie blieben noch länger. Bei Karl geht es gut, c er ließ heute früh sagen, als Ernst die Zeitung brachte: er erwartte mich bestimmt zu morgen Mittag, doch da muß ich sehn, ob das Wetter leidlich sein wird, heute hat es wieder den ganzen Nachmittag geschneit. ||
Bei dem Wetter muß ich viel an Herrmann denken, der auf einer Reise nach Pommern ist, wo er auf mehrere Güter Bäume beschneiden soll etc. als er weg ging meinte er es sei auf 8 Tage, nun er aber dort ist, bekommt er immer mehr Aufträge; nach seiner letzten Kartte erwarttet Karl ihn morgen. –
Im Ganzen ist wohl dieser Auftrag, der ihm vom hiesigen Schloßgärttnern geworden, lehrreich und gut, er muß || mit verschiednen Menschen verkehren. Ende März wird er seine Stelle in Preussen antreten. –
Zu Ostern wird Ernst konformiert.–
Nun, mein lieber Ernst, bist Du wohl mein Geplauder müde, und ich wünsche Dir eine gute Nacht. Grüsse Agnes und die Kinder herzlich von Deiner
alten Mutter
Lotte Häckel.
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Noch einen Sonntag Morgengruß muß ich meinen Jenaren Kinder schicken. Heute scheint es besser zu sein, da || werde ich zu Mittag bei Karl sein. Hoffentlich seid Ihr, Lieben auch gesund und heiter.
Eben war Ernst hier: Karl hat heute früh eine Kartte von Herrmann bekommen, darnach wird er morgen und Uebermorgen in Schlötwitz sein und Dinstag oder Mittwoch hier ankommen.
Ade.
a gestr.: sage; eingef.: bestelle; b gestr.: kann; c gestr.: da ich nicht