Potsdam 13/7 82
Mein lieber Ernst!
Hierbei erhältst Du die gewünschten 4000 Mark. Wenn ich Dir auch nicht eben was besonders zu berichten habe, so kann ich die Geldsendung doch nicht abgehn lassen ohne einen innigen Gruß von mir mit gehn zu lassen. So oft ich daran denke, daß Du jetzt so einsam in Jena bist, bedauere ich, daß meine Kräfte nicht besser sind, || wie gerne wäre ich bei Dir, und versucht, Dir die wenige Stunden, die Du im einsamen Hause bist zu erheitern; doch das geht nun einmal nicht, und mir ist es als sei es die Bestimmung des Alters: sich immer mehr fügen zu lernen in das Unabwendbare. Dabei verkenne ich nicht dankbar das Gute zu geniessen, was auch dem Alter noch bleibt, und nichts erzwingen, was nun mal nicht zu erreichen ist. ||
Zu morgen erwartte ich Bertha, die sich gestern durch eine Kartte zu mehre Tagen angemeldet hat.
Gestern ist Herrmanns Braut wieder abgereist.
Hier im Hause war natürlich bei 2 Brautpaar viel jugendliches Getriebe; wobei ich nun wohl oft besorgt bin, daß Karl sich nicht zu viel bietet. –
Hoffentlich bekommst Du immer gute Nachricht aus Helgoland; wenn Du hinschreibst, grüsse alle schön, || und danke in meinem Nahmen Walter und Lisbet für ihre Briefe, jetzt kann ich a es nicht selbst schriftlich thun, mein Kopf ist immer gar zu wüst! – –
Behalte lieb
Deine
alte Mutter
Lotte
a gestr.: ihnen