Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 3. Juni 1877

Potsdam 3/6 77.

Lieber Ernst!

Herzlich danke ich Dir für Deinen lieben Brief, und freue mich, daß Du mit Deinen Lieben wohlbehalten heimgekehrt bist. Ihr habt mir eine große Freude durch Eueren Besuch gemacht, leider war es nur gar zu kurz, mir ist es fast wie im Traum, so lange habe ich mich darnach gesehnt; und so gerne hätte ich auch manches mit Euch berathen und besprochen; allein dazu war ja keine Zeit; nun für diesmal war ja || wohl unser Haupt Zweck, daß Dein Hiersein für unseren armen Karl eine Wohlthat sei, und ich glaube es war auch recht gut, daß er sich mit Dir aussprechen konnte. Für Karl ist es ja gut, daß er gleich so in Anspruch genommen wird zu arbeiten und für die Kinder zu sorgen, so geht im Hause alles seinen geregelten Gang, und Gott sei Dank der kleine Siegfried gedeiht, und alle Kinder sind gesund, und geben sich Mühe, den Vater zu erheitern. ||

Daß Du, mein lieber Ernst, bei Deiner Heimkehr so viel Arbeit gefunden, thut mir leid, auch daß Du gleich im Hause einen Trauerfall gefunden; wenn Dein Herz auch nicht besonders erbaut von dem alten Mann war, so versetzt es doch gewiß die Familie in Trauer. Wird dieser Fall auch Einfluß auf Euere Wohnung haben? oder bleibt die Frau wohnen? Empfiel mich der alten Frau Schulze und sprich ihr meine Theilnahme aus. – Heute war Karl mit den Kindern bei mir zu Mittag. ||

Wegen der Obligation der Rheinischen Eisenbahn habe ich mit Bertha korrespondiert, sie hat die verlooste an Herrn Joachim gebracht, und ich werde a im July das Geld dafür einlösen. Nun habe ich noch eine Bitte: sei so gut, und sieh mal nach: zu Anfang dieses Jahres schickte ich Dir ein kleines Büchelchen, worin ich die Berechnung über die für Dich gemachten Einnahmen und Ausgaben geschrieben, da bitte ich Dich bloß || nachzusehn, ob in der Berechnung am Ende eine Obligation der Rheinischen Eisenbahn verzeichnet steht, b ich finde nämlich eine bei meinen Pappieren besonders gelegt, nun weiß ich, daß ich früher eine gekauft habe und bei der Berechnung Deiner Kasse erst sehn wollte ob ich sie Dir anrechnete oder mir; ich kann mich nun nicht besinnen ob ich das gethan habe; sieh also nach ob eine bei Deiner Kasse berechnet ist, kann aber nur ganz am || Ende der Berechnung sein.

Grüsse Agnes und die Kinder herzlich von mir, und behalte lieb

Deine

alte Mutter Lotte.

Bertha hat Deine Pappiere gut aufgehoben und wird sie mir mitbringen, sie will in dieser Woche noch einige Tage zu mir kommen. –

a gestr.: sie; b gestr.: und

Brief Metadaten

ID
36730
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
03.06.1877
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
8
Umfang Blätter
4
Format
14,2 x 22,1 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36730
Zitiervorlage
Haeckel, Charlotte an Haeckel, Ernst; Potsdam; 03.06.1877; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_36730