Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 5. September 1871
Berlin 5/9 71
Lieber Ernst!
Heute früh erhielt ich Deinen Brief, der uns sehr erfreut, da es doch mit Agnes und Walterchen besser geht, und wir nun doch noch die Freude haben werden, Euch bei uns zu sehn. –
Agnes soll nur keine Furcht haben wegen Ansteckung des Stickhusten. Es ist ja eine bekannte Sache daß der Stickhusten nur durch Einathmen des Krankheitstoffes || sich verbreitet, also nur durch unmittelbaren Verkehr mit dem Kranken; nie durch andere Personen oder Kleider, Betten wie das mit Ausschlagkrankheiten ist. Das Bettchen ist vielfach gelüftet, in der Stube hinten ist Georg gar nicht gewesen, da ich ihn Nachts bei mir hatte. –
Gestern bekam ich eine Correspondenzkarte von Karl und Clara, darnach ging es mit Max besser, der Arzt || war zufrieden, der Junge hatte wieder Appetit. Wir wollen hoffen, daß es nun so fort gehn möge. Ich denke wir machen denn auch, wenn Ihr hier seid, die Geldangelegenheit in Ordnung, brauchst Du dazu Notitzen aus Deinem Contobuch, so bringe sie mit. –
Sollte Agnes kurz vor Euerer Reise einige Rebhühner kaufen können, so würd es mir lieb sein, wenn Ihr welche || mitbringt, doch darf es ihr nicht zu viel Mühe machen. –
Gott gebe uns ein frohes Wiedersehn. Euch alle herzlichen Gruß von
Euerer
alten Mutter.