Berlin den 2/7 69
Mein lieber Ernst!
Kaum hatte ich angefangen an Agnes zu schreiben, um Euch Beiden herzlichen Dank zu sagen für die Wünsche zum gestrigen Tag, da bringt der Postbothe Deinen Brief von gestern; ich bekam einen Schreck, a ob bei Euch irgend was vorgekommen sei; nun das ist glücklicher Weise nicht; und so ist es mir lieb, daß Du mir schreibst, Agnes habe gestern die || Stube für Tante Bertha etc zurecht gemacht, da sie nun schon morgen reisen, fürchtete ich, sie würden Agnes zu früh kommen, und ich freue mich nun daß sie Dich doch Sonntag recht geniessen können. Ich habe eben zu Frau Weiß geschickt den 2ten Band des Buches holen zu lassen, da sie beide Theile die ganze Zeit gehabt, und erst vor wenigen Tagen den 1sten mir brachte, || so haben wir das Buch noch gar nicht gelesen; nun wir können es ja später mal von Dir bekommen. – Daß Ihr mir eine Photographie vom kleinen Walter schicken wollt, freut mich sehr; nochmehr sehne ich mich aber darnach, das liebe kleine Thierchen zu sehn. Karl hat gestern gleich noch bei Tante Bertha an Dich geschrieben, daß sie statt Sonntag nun schon morgen früh abreisen werden; ich erwartte sie nun || heute Nachmittag hier; die Schulen werden heute geschlossen, und da läßt die Häckelsche Ungeduld Karl nicht wartten, sondern er muß gleich heute kommen. Ich wollte erst diese Zeilen morgen Karl mitgeben, aber ich dachte, wenn etwa Karls Brief von gestern nicht angekommen ist, so konntest Du doch noch morgen den Wagen nach Apolda schicken. Noch herzlichen Dank für alle Liebe von Deiner Mutter Lotte.
a gestr.: aber