Berlin d. 12ten
August 1869
Mein lieber, lieber Ernst!
Vorgestern früh erhielt ich Deinen Brief vom 6ten aus Christiania. Wie freue ich mich, daß Du trotz der stürmischen Fahrt die Reise glücklich bis dahin zurück gelegt hast. Gott beschütze Dich ferner, wenn Du auf Deiner Wanderung nach Bergen so viel Sturm und Regen hast, wie wir hier, dann wird das wohl mühsam werden. Hoffentlich hast Du || einen zuverlässigen, Dir angenehmen Reisegefährten gefunden. – Nach Deinen Zeilen scheinst Du meinen Brief in Christiania, den ich gleich nach Empfang Deines Briefes aus Koppenhagen dort hin poste restante geschickt habe, nicht erhalten zu haben.a Eben indem ich schreibe, erhalte ich von Jena Deinen zweiten Reisebericht. Bei dem ersten schrieb mir Agnes, daß es doch der Frau Gegenbauer besser ginge. – ||
Von uns kann ich Dir sagen, daß es gut geht; natürlich dreht sich jetzt alles um das Brautpaar; vorigen Sonntag waren sie zu Claras Schwester, die in Perleberg an einen Prediger verheirathet ist, b nächsten denken sie nach Freienwalde; gestern war Clara mit Tante Bertha in Potsdam; Abends kam Clara noch zu uns und sagte: wie sie sich an den Kindern gefreut habe. – ||
Je öfter ich Clara sehe, und mit ihr spreche, überzeuge ich mich immer mehr, wie Karl wirklich eine glückliche Wahl getroffen hat, er wird mit ihr innerlich alles theilen können, und sie geht mit Liebe und Ernst dem Berufe entgegen, den Kindern eine liebende Mutter zu sein. Nach menschlichen Ansichten können wir mit Zuversicht der Zukunft entgegen gehn. – [Text bricht ab]
a eingef.: nicht erhalten zu haben.; b gestr.: gern