Berlin d 6ten Januar 1862.
Mein lieber Herzens Sohn!
Hoffentlich bist Du wohlbehalten in Jena gestern angekommen, und hast Dich nun auch ausgeruht nach den Berliner Anstrengungen. Eigentlich wollte ich Dir schon gestern Abend schreiben, um Dir die Freude zu machen, daß Du bessere Nachricht von Deiner Anna hörtest, ich war gestern gegen Abend dort, und fand sie || zu meiner Freude viel besser als ich erwarttet hatte. Sie liegt zwar noch zu Bette, fühlt sich aber viel besser und ist guten Muths. Das hätte ich Dir so gerne gleich gesagt, aber als ich zu Hause kam, konnt ich nicht schreiben, und heute kam ich nicht dazu, da die beiden Mädchen an der Wäsche sind, und ich genug || zu thun hatte.
Nun es Deiner Anna besser geht, denke ich, Du wirst auch heiter sein, und getrost der Zukunft entgegen gehn. In Gedanken haben Vater und ich Dich gestern immer begleitet. Nun, mein lieber Ernst, wiederhole ich Dir nochmals meine dringende Bitte: ja Rücksicht auf Deine Gesundheit zu nehmen, sorge || daß Du nur gesunde, nahrhafte Kost hast, wir wollen durchaus nicht, daß Du Dich zu sehr einschränkst; und vor allem meide das Arbeiten in den Nächten, denn das hat Dir sichtbar geschadet; bleibe nicht länger als 12 Uhr auf, darum bittet Dich dringend Deine Dich so innig liebende
Mutter.