Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, [Berlin], 2. Juli 1862

den 2ten July 62.

Lieber Ernst!

Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief und Glückwunsch. Wie innig ich mich mit Dir freue, mein lieber, lieber Junge, daß Du nun so bald Deinen Wunsch erfüllt wirst sehn, und wie ich Gottes Seegen für Euch erflehe, das alles, mein lieber Ernst, weißt Du, und brauche ich Dir nicht erst zu sagen. Mir ist es eine große Beruhigung, daß ich es noch erlebe, daß Du Deine Häuslichkeit gründest; daß ich Dich am eignen Heerd weiß. || In Gedanken bin ich schon viel im August, und wie alles sich gestalten wird. Zunächst wünsche ich nur, Ihr fändet noch eine angemessene Wohnung, ehe Ihr aber in eine schlechte oder auch kalte zieht, ist es freilich besser, Ihr bleibt in der Ziegelei . Wie ich von Passows gehört, beziehen Seebecks zu Michael eine Dienstwohnung, und da dachte ich schon, || ob das was für Euch sei, und wenn die Wohnung zu groß und theuer wäre, ob es sich dann so einrichten ließ, daß Ihr einen Theil wieder vermiethet. Ueberleg das mal. –

Gestern war Richter hier, der meint:

1) Müßtet Ihr am 27sten July zum erstenmal aufgeboten werden, dazu gehört:

2) Dein und Annas Taufschein. Deinen mußt || Du haben, a sieh also gleich nach, und schicke ihn her. −

3) Die schriftliche Einwilligung beiderseitiger Eltern. – Vater wird seine Einwilligung vor seiner Abreise ausfertigen.

4) Hier muß das Aufgebot in der Mathäikirche geschehn, und Richter wird deßhalb mit Anna zu Büchsel gehn. ||

Richter läßt Dich grüssen, er freut sich Dich zu trauen. Er wird seiner Zeit das Nöthige an H. Ober Kirchenrat Schwarz schreiben. −

Hierbei überschicke ich Dir Zeug zum Frack und Hose, zweyte ist etwas mehr, weil es der Rest war, laß es Dir nur auch recht hübsch machen. Ich wußte aber nicht, was Du für eine Weste wolltest oder vielmehr müßtest haben, ob schwarz oder weiß. || Willst Du Dir die Weste auch dort machen lassen, so schreibe bald, daß ich sie noch hier kaufen kann und Dir schicken, ich denke bald nach Vaters Abreise, die auf den 10ten festgesetzt ist, nach Freienwalde zu gehn. –

Gestern waren zu Mittag hier: Frau Professor Weiß Tante Gertrude , Tante Elisabeth mit dem Brautpaar, Tante Bertha und Mariechen Sethe. (Tante Bertha wohnt jetzt bei Sethens in Potsdam, weil Tante Adelheid auf dem Burg-||berg ist.) Vor Tisch kam Quincke, und blieb auf Zureden hier. – − −

Mariechen Sethe hat mir eine Sandtortte gebacken, wovon ich Dir ein Stückchen zugepackt habe, mache das Paket also vorsichtig auf, ich habe Dir auch noch ein kleines Stückchen Mandelkuchen zugepackt, den ich vor einigen Tagen gebacken habe, und wovon noch ein kleines Stückchen da war. || Von Freienwalde war niemand hier, wir freuten uns aber über die lieben Briefe von Deiner Anna, Hermine, Karl und den beiden Jungen. Ich werde noch heute Dein Briefchen mit fortschicken. Karl wird wohl den 9ten herkommen und den 10 mit Vater nach Bonn reisen; ich denke dann auch bald nach Freienwalde [zu reisen], wo ich wohl bis Ende July bleiben werde, und dann alles zu Deinem Empfang bereiten will. Mit herzlicher Liebe

Deine Mutter Lotte.

a gestr.: und

Brief Metadaten

ID
36203
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Königreich Preußen
Datierung
02.07.1862
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
8
Umfang Blätter
4
Format
13,7 x 22,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 36203
Zitiervorlage
Haeckel, Charlotte an Haeckel, Ernst; Berlin; 02.07.1862; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_36203