Berlin 7/6 53.
Mein lieber Herzens Sohn!
Hab herzlichen Dank für Deinen lieben Brief, durch den Du mich so sehr erfreut hast, da ich sehe, daß Du heiter und zufrieden bist, und Deine Studien Dir Freude machen. Gott erhalte Dich ferner so. Wenn es den Winter für Dich in Würzburg besser ist als hier, so ist es mir natürlich auch ganz recht. Um so mehr wollen wir aber dann das Zusammenleben in Reme u. Ziegenrück geniessen. – – ||
In Ziegenrück sind sie gesund; in der vorigen Woche kam ein Fäßchen mit Forellen an, leider aber alles zu Muß gerüttelt auf der Fahrt, das ist recht schade.
Seit Donnerstag ist Madam Merkel hier, Vater geht fleissig mit ihr umher, ich darf nicht, da ich bis jetzt auf dem Sopfah habe liegen müssen um einer dummen Kleinigkeit wegen, heute || vor 8 Tagen war ich mit Vater im Opernhaus, wo wir die Ifigenie von Gluck hörten. Da es stark regnete, fuhren wir hin, und beim Aussteigen rutschte ich vom Tritt der Droschke und wurde durch den Tritt etwas geschunden am Fuß. Ich legte zu Hause gleich Arnika auf; da aber Vater es Siegfried Reimer gesagt (Quincke ist in Karlsbad), so bestand der darauf ich solle liegen, da das Loch aber jetzt zugeheilt ist, werde || ich wohl wieder Freiheit bekommen, schon seit Vorgestern durfte ich zu Bertha gehn. Mit Tante Bertha geht es jetzt gut, sie genießt recht die schöne Luft, und lebt fast nur auf dem Balkon; sie läßt Dich herzlich grüssen; sie würde Dir nächstens schreiben, heute ging es nicht, weil sie nach Bonn schreiben müsse. Großvater ist geistig frisch, aber auf den Beinen wird er immer schwächer. [Briefschluss fehlt]