Haeckel, Charlotte

|Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 31. Mai 1871

Berlin 31/5 71

Mein lieber Ernst!

Recht sehr freut es mich, aus Deinem heute früh erhaltenen Brief zu sehn, daß es Deiner Agnes doch etwas besser geht, und auch Dein Töchterchen besser gedeiht. Nun wollen wir wünschen, daß es so fort geht, und Agnes die Schmerzen loos wird. –

Auf Dein Herkommen freue ich mich sehr; und ebenso werde ich Deinen Freund Gegenbauer willkommen heissen, wenn er es sich in unserer einfachen Häuslichkeit gefallen läßt. Wenn ich || zu der Zeit nicht über die untere Logierstube verfügen kann, so wird Gegenbauer wohl Dein einfaches Schlafgemach mit Dir theilen. Glaubst Du aber daß es ihm lieber ist unten zu sein, so kann ich für ihn ja recht gut in der kleinen Eßstube ein Lager machen; das geht ganz gut. Jedesfalls freue ich mich Deinen lieben, treuen Freund bei uns zu sehn. –

Heute früh kamen Clara, der Enkel Karl || und Marie, und blieben bei uns zu Mittag; Clara war hergekommen, um noch ihren Onkel Müller zu sprechen, der morgen nach Wildbad reist; ich habe ihr Deinen Brief mitgegeben, sie ist mit Marie um 5 Uhr wieder abgefahren. Dem kleinen Max geht es besser, und die andern Kinder sind alle gesund. Dem kleinen Karl, der mir noch besonders viel Grüsse an Dich aufgetragen hat, haben wir eben zum Stettinerbahnhof gebracht, morgen fängt die Schule in Freienwalde wieder an. ||

Daß Du nun die Stelle aus der Recension abgeschrieben hast, hat mir viel Freude gemacht, und wenn der Verfasser auch den Mund etwas voll genommen von Lob, so ist es doch ein wahres Gegenstück gegen den neulichen Artikel in der Nationalzeitung, der Mann bemühte sich witzig zu sein, und es war recht quatsch. Grüsse mir Agnes und die Kinder herzlich und behalte lieb

Deine

alte Mutter,

die sich so sehr auf Dein Herkommen freut.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
31.05.1871
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36078
ID
36078