PROF. DR. C. DUISBERG
ELBERFELD, 5. August 1905.
PLATZHOFFSTR. 25.
Herrn Professor Dr. Ernst Haeckel
JENA.
Hochverehrter Herr Professor!
Ihre liebenswürdigen Zeilen über den Erfolg der Citarinkur haben mir grosse Freude gemacht. Es scheint wirklich bei diesem Mittel nicht nur frommer Glaube mächtig gewirkt zu haben, sondern auch anderen mindergläubigen Aerzten hat es gut geholfen. Wie bei allen derartigen chemischen Mitteln ist die Wirkung individuell ausserordentlich verschieden. Da es bei Ihnen aber hilft, empfehle ich dringend, dass Sie, sobald Sie wieder die geringste Em-||pfindung davon haben, dass Ihnen ein arthritischer Anfall bevorsteht, sofort eine grössere Dosis Citarin nehmen und auf diese Weise denselben beseitigen. Sollten Sie mehr Citarin benötigen, so wollen Sie mir bitte schreiben, damit ich Ihnen frische Ware sende, da das Produkt nicht ganz haltbar ist, sondern langsam Formaldehyd abspaltet.
Wenn wir einen Handel in Geheimmitteln trieben, würde ich selbstverständlich die Ihrem Schreiben freundlichst beigefügte, mit Ihrem Bildnis versehene Karte vervielfältigen und mit der Unterschrift „Ernst Haeckel nach einem heftigen gichtischen Anfall & kurirt mit Citarina“ in allen Zeitungen veröffentlichen lassen. Da wir aber nicht nur Kaufleute, sondern auch Verehrer der Wissenschaft sind, habe ich diese Karte nach || „Schaeffer“ unter Glas und Rahmen bringen lassen, und übergebe sie unserem Fabrikmuseum.
Es war uns allen, die wir in Jena waren, eine Herzensfreude Sie wiederzusehen; nur schade, dass Sie nicht an unserem 25jährigen Jubiläum persönlich teilnehmen konnten.
Mit besten Grüssen auch von meiner Frau, die sich noch mit grosser Freude an den Besuch erinnert, den Sie ihr seiner Zeit in Friedrichroda gemacht haben, und die ich demnächst einmal mit nach Jena bringen werde, verbleibe ich
Ihr getreuer Schüler und Verehrer
C. Duisberg
a hs. eingef.: & kurirt mit Citarin