Heinrich Haeckel an Ernst Haeckel, Stettin, 15. Februar 1910

Stettin, 15. II. 10

Liebster Onkel!

Zum Geburtstag, dem ersten in der ordentlichen Arbeitsruhe, sende ich dir meine herzlichsten Glückwünsche, die dich hoffentlich frisch und so heiter antreffen, wie ich dich im September am vierwaldstätter See verlassen habe. Vor Allem wünsche || ich Dir, daß nach den gräulichen Nachfolger-Konflikten nun endlich Ruhe und Muße zu behaglicher Altersarbeit eingezogen sein möge.

Vor einigen Wochen waren es 13 Jahre, daß ich in der Hauptstadt Pommerns sitze, und wenn man nach Überwindung der ominösen Zahl 13 auf bessere Zeiten rechnen darf, so müßte die folgende Zeit schon sehr || gut werden, denn – unberufen – die verflossenen Jahre waren schon eine Zeit sehr befriedigender Thätigkeit und trotz Aller mit so einem Schneider-Metier verbundenen, nothwendigen Aufregung schöner Arbeit, und das ist doch nun einmal die Hauptsache. Wenn man dabei so gut weg kommt, daß man noch nie eine Badereise hat machen müssen und die vier || D…… Doktors nicht gebraucht, so kann man wohl zufrieden sein, wenn auch die politische und Culturentwickelung im lieben deutschen Reich Einen alles eher als begeistern kann. Doch das Alles sind Wellen, die auch wieder vergehen, nicht aber die herzliche Verehrung und Liebe Deines Tante Agnes und Emma herzlich grüßenden

treuen Neffen

Heinrich.

Brief Metadaten

ID
35504
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Polen
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
15.02.1910
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
11,3 x 18,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 35504
Zitiervorlage
Haeckel, Heinrich an Haeckel, Ernst; Stettin; 15.02.1910; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_35504