Pauline Kniebe an Ernst Haeckel, Potsdam, 29. Oktober 1897
Potsdam 29. 10. 97.
Werther Herr Professor
Mit herzlichem Dank für Ihre Theilnahme, von Herrn Rath auch, muß ich Ihnen mittheilen, daß der arme Kranke recht schwach ist u. noch nicht ohne Fieber, gestern Abend 38,6 – Vorläufig geht es noch ohne Hülfe, ich verlasse seit dem 20ten nur auf Minuten das Krankenzimmer bei Tag u. Nacht. – Zur Beruhigung ließ ich Sanitätsrath Hausmann um stündliche Untersuchung bitten. – Er machte am Dienstag Abend danach ein sehr bedenkliches Gesicht u. giebt eigentlich keine Hoffnung, daß ein Kranker in Herrn Raths Alter einen Winter überlebt, verordnete die kräftigste Ernährung, besten Marsala, den man aber hier nicht haben könne, guten Rothwein u. alten Cognac neben kräftigsten Fleisch Präparaten, die wir auch schon vorher selbst bereitet haben u. Beefstiks. – Vorläufig trinkt Herr Rath in Ermangelung des Marsala, Sherri, von dem er in H. eine Quelle für angab. ˗ Herr Rat ist friedlicher Stimmung u. ergeben, möchten sich doch die Kräfte heben, damit die Qual mit dem Schleim aufhört, den er nicht herausbringt. Vielleicht weiß Herr Prof. in Stettin bezüglich Adresse für Marsala u. Cognac. In der Hoffnung, daß Sie zur Zeit keine ernsten Sorgen haben grüßt Sie u. die Ihrigen Ihre ergebene
Pauline Kniebe