Haeckel, Karl

Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 19. April 1894

Potsdam

19 April 1894.

Lieber Bruder!

Vielen Dank für Deinen Brief vom 16t dieses Monats. Die Äußerung des Herrn Maurer über den Ankauf einer Gärtnerei werde ich meinem Ernst mittheilen, fürchte aber, daß es nichts hilft. Was Du mir sonst räthst, ist recht schön, aber hilft doch nicht gegen die gesetzliche Verpflichtung der Eltern und Geschwister, im Fall der Verarmung den (nothdürftigen) Unterhalt zu gewähren.

Ernst kommt dieser Tage zurück.

Heute veranlassen mich zweierlei Umstände zum Schreiben.

Einmal der in der Nacht zu gestern erfolgte plötzliche Tod der Frau Oberst Anna Dann, der ältesten Schwester von Frau Grosse, der sie in Magdeburg auf einer Besuchsreise ereilt hat. Sie war || noch so frisch und munter während der Familien-Festtage und von rührender Aufopferung gegen Verwandte und Freunde. Sie soll an einer Herzlähmung verschieden sein, nachdem sie noch am Abend vorher einen heiteren Brief an die Schwestern nach hier geschrieben hat, der fast gleichzeitig mit der Depesche über ihr Ableben gestern früh hier eintraf. Sie wird in Wiesbaden beigesetzt, wohin Frau Grosse mit den Straßburgern heut Abend reist. –

Dann die anliegende Geschäftsanfrage, auf die ich mir baldige Antwort erbitte. Ich habe zum Verkauf der Thüringer Saalbahn Actien wenn sie 107 % ständen, bereits Auftrag gegeben und würde, – unter Hinzunahme des noch vorhandenen Bestandes, das Darlehen aus Deinem Vermögen ohne den Verkauf andrer Papiere bestreiten können, Heinz ist seit gestern in Berlin, kommt Sonnabend zurück u. will dann Montag nach Jena abfahren. – Er kann Dir über Budie noch mündlich Auskunft geben, wenn Du dann deren noch bedürfen solltest, um Dich zu entscheiden.

Mit Gruß von Haus zu Haus.

Dein treuer Bruder

Karl.

 

Briefdaten

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
19.04.1894
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 35319
ID
35319