Haeckel, Karl

Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 7. Dezember 1889

Potsdam 7 Dezember

1889.

Lieber Bruder!

Sehr habe ich mich ergötzt an der so eben eingetroffenen Einladung zu Eurem „Bärenfest“ am 12t dieses Monats. Aus der feinen und dem Zwecke so entsprechenden Karte entnehme ich, daß der „Baer“ (hier doch der Gastgeber gemeint) auch nett sein kann u. hoffentlich auch sein wird. Ich möchte blos deshalb schon hinkommen, um Dich als Gastgeber und Ballvater in dieser Deiner Nettigkeit vor mir zu sehen. Aber – Zeit und ? – fehlen dem brüderlichen Brautvater dazu und auch meine Mieze meint scherzend: „ja wenn er noch das Reisegeld dazu schickte, dann könne ich – auch nicht ohne Ihn!“ – Ich aber sage: || auch dann nicht, natürlich aus den verschiedensten Gründen: Schneefall, der die Rückkehr verhindern kann u. a. m.; nehme aber doch mit Genugtuung Akt von der gastlich-brüderlichen u. schwägerlichen Einladung und wünsche, daß die Festlichkeit gut verlaufen, das Tanzbein kräftig möge geschwungen und mancher Flasche möge der Hals gebrochen werden. Dein Säckelmeister wird wohl von den Folgen des Festes etwas vernehmen.

Meinen Heinz mache nur ordentlich mobil, daß er nicht hinter dem Zech- u. Plaudertisch hockt, sondern seinem Onkel nach Möglichkeit durch Tanzordnen u. s. w. Hülfe leistet.

Grüße ihn schön und danke ihm für seinen letzten Brief, falls ich es || nicht schon gethan. Er wird a nächstens Rundschreiben von mir über Karlsruhe erhalten. Das eine habe ich heut erst von Hohenlimburg (was Ernsten nicht mehr traf) als unbestellbar zurückbekommen und sende es an Georg mit Nachtrag bis heute.

– Am Mittwoch habe ich einen Theil Deiner Papiere, zusammen im Nennwerth von 96.550 Mk. bei der Reichsbank gegen Paßwort niedergelegt und heute die 6 Depotscheine (über jede Sorte wird ein besondrer ausgestellt) erhalten. Es bleiben dann noch hier (in der Creditbank in verschlossenem Depot) und bei mir in Verwahr Papiere im Nennwert von 75.200. M (incl. der mir neulich mitgebrachten 6000 M. Coeln-Mindener) außer der Hypotheken, die jetzt .143.800 M. betragen. ||

Morgen sind wir Nachmittags zum Mittagessen bei Hahn. Mittags will er mit Marie in Berlin Visiten machen.

Viel Grüße von Haus zu Haus

Dein

treuer Bruder

Betr. Hermann’s ist noch nichts entschieden. Ernst ist noch in Bonn zum Besuch, kommt Weihnachten her, wo es ein ordentliches Gewimmel von Kindern u. Enkeln hier geben wird.

Heute wird mein armer Carl 36 Jahr voll. –

a gestr.: die

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
07.12.1889
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 35198
ID
35198