Potsdam d. 23 Februar | 1883
Lieber Bruder!
Meinen herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstage! – Mögest Du mit den Deinigen gesund und frisch in das eigne Haus übersiedeln und in demselben recht lange zu Eurer aller Freude Hausen! – Ich weiß ja, wie angenehm ein eignes Heim ist und kann mich nur schwer an den Gedanken gewöhnen, bei sich darbietender günstiger Gelegenheit mich desselben entäußern zu müssen, da ich mit meiner zusammengeschmolzenen häuslichen kleinen Schaar (so kann ich sie bald nicht mehr nennen) zu theuer wohne. Georg hat das schriftliche Examen hinter sich, den Ausfall aber noch nicht erfahren. Anfangs März ist das mündliche. Kommt er durch, wird er wohl in Jena seine Studien beginnen, oder vielmehr zunächst sein Nicht-studiren. Denn wenn er als Einjähriger eintritt, wird aus dem Arbeiten nicht viel werden. Uebers Jahr denkt Julius ab-||zugehen. Dann sitze ich mit Marie und dem Friedel allein zu Hause.
Vorige Woche habe ich recht unruhig gelebt, alle Abende mit Marie aus. Jetzt ist wieder Ruhe (bis auf nächsten Sonnabend, wo nochmals bei Bekannten Gesellschaft mit Tanz ist.). An der herrlichen Eisbahn, – die diesmal selten schön war, haben wir uns mehrere Wochen hindurch recht erfreut.
Daß es mit Walter auf der Realschule gut geht, freut mich. Wünsche nur, daß es vorhält.
Auf Dein Kommen zu Ostern freue ich mich recht. Wir haben manches durchzuplaudern. Mutterchen freut sich natürlich auch sehr darauf. Sie klagt jetzt öfter über gichtiche Schmerzen.
Mit herzlichem Gruß an die Deinen
Dein
alter treuer Bruder
C. Haeckel.