Haeckel, Karl

Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 14. Dezember 1872

Potsdam 14 Dezbr 1872

Lieber Ernst!

Ich muß Dich mal wieder mit einer kleinen Geschäftsangelegenheit behelligen.

Die Generalsordenskommission verlangt in Folge eines Revisionsexercitums noch anliegende Bescheinigung. Bitte, unterschreibe solche und laß Deine Unterschrift durch den Makler mit seinera Unterschrift und Amtssiegel beglaubigen. Ich denke, das wird genügen; bitte sende mir die Papiere umgehend zurück.

Recht gefreut habe ich mich, daß Du Deine Schwammarbeit nun endlich absolvirt hast und einmal wieder frei aufatmen kannst.

Vielleicht interessirt es Dich, in dieser Mußezeit ein kleines satyrisches, nicht ohne Witz geschriebenes Heftchen zu lesen, welches hier in || unserm Zeitungszirkel kursirte. Du bist darin scharf mitgenommen und bekommst zur Belohnung und Beglaubigung Deiner Abstammungstheorie einen trefflichen kleinen Bullenbeißer, oder ähnliches Vieh von Deiner Frau als Geschenk. Verschaffe Dir doch das Dinges, wenn Du es nicht schon kennst.

Als Pflaster auf das Dir etwa dadurch entstehende Unbehagen melde ich Dir, daß Reimer alle nach à Condition versendeten Exemplare der Schöpfungsgeschichte reklamirt hat, weil er keine mehr in Vorrath hat. Mein Buchhändler theilte mir dies mit, mit dem Bemerken, die ihm übersendeten habe er alle abgesetzt.

Montag Nachmittag

Eben komme ich von unserem Mütterchen, die sonst regelmäßig alle Nachmittage hergewandert kommt, der ich aber heute zuvorkommen wollte, weil es recht schneit || und näßt. Mutter hat heut Deine Sendung erhalten und erfreute mich mit Deinem reichen, für unsre Kinder zu verwendenden Geschenk. Du beschämst u. erfreust mich u. Clara damit recht; letztre jubelt, daß sie nun noch einige Wünsche mehr befriedigen kann. Hab herzlichen Dank!

Ueber Karl erhielt ich kürzlich Nachricht von der Anstalt, und dann auch einige Zeilen von ihm selbst, in denen er sich über sein Befinden gar nicht äußert. Dasselbe ist noch unverändert.

Zum Feste werden wir Eurer recht gedenken; wie Schade, daß wir nicht so nahe wohnen, um uns auf einen Tag oder zwei besuchen zu können. Verlebt es recht fröhlich und denkt auch an

die hiesige Haeckelei.

NB Das Attest sende recht bald!

a eingef.: seiner

 

Briefdaten

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
14.12.1872
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 35038
ID
35038