Freienwalde den 19. 3. 57
Eure freundliche Einladung, liebe Tante Lotte, nehme ich mit Bewilligung Deines Sohnes und Mimmis sehr gern an und freue mich sehr dazu. Über Ernsts drollige Einladung habe ich mich königlich amüsirt, kann sie aber leider wegen Mangel an Zeit nicht beantworten. Die von ihm geschilderten Genüsse sind sehr lockend und werden gewiß bei heiterer Laune, an der ich es nicht fehlen lassen werde, nicht ausbleiben. Ich wollte eigentlich erst Freitag von hier fahren, um so kurze Zeit wie möglich fort zu sein; allein Donnerstag bietet sich in Karls Kollegen Grieben eine prächtige Reisegelegenheit, die ich nicht vorüber gehen lassen will. Ich werde also Donnerstag Nachmittag in Berlin eintreffen || und finde dann wohl Ernst auf dem Bahnhof, um mich in Empfang zu nehmen. Du warst auch so freundlich, mir Dein Logirzimmerchen anzubieten, liebe Tante; allein ich denke, Du hast in den Tagen Unruhe genug, so daß es besser wäre, Tante Berthas Anerbieten ihres Logirstübchens anzunehmen, abgesehen davon, daß ich auch gern mit Hedwig zusammen schliefe. Ich überlasse es jedoch ganz darüber zu bestimmen und wenn Du meinst, daß es bei Tante Bertha jetzt nicht angebracht wäre, so weißt Du, wohne ich sehr gern bei Dir. Karl drängt zum Zumachen da füge ich nur noch herzliche Grüße an Alle bei, und verspare mir Alles Übrige bis auf Wiedersehen. Wenn ich bei Tante Bertha wohnen soll, bist Du wohl so gut, sie es wißen || zu lassen, da ich nicht mehr fortschreiben kann.
In herzlicher Liebe Eure
dankbare Nichte Anna.