Bonn den 4t Mai 1867
Lieber Ernst!
Gestern erhielt ich einen Brief von Deiner Mutter und darin die Einlage für Dich, die ich Dir, der Du uns ungetreu geworden bist, nicht selbst übergeben kann und also hierbei sende. Wir hatten uns gefreut Dich hier zu sehen; nun hoffe ich aber, daß aufgeschoben nicht aufgehoben ist.
Dr. Greeff hat uns besucht und von Dir erzählt, wie wir ja auch durch seine Briefe an die Frau Nachricht von Deinen Erlebnissen während des Winters hatten. Ich freue mich, daß Du zufrieden mit dem Erfolg Deines Unternehmens bist. Marie hat eben einen Brief von ihrem Theodor erhalten, dem es sehr leid gethan, daß er Deinen Besuch in Sobernheim verfehlt hat. Du hättest ihn aber wohl von Deiner Ankunft benachrichtigen können. Ein Bürgermeister der 7 oder 9 Dörfer || unter seiner Obhut hat, muß oft abwesend sein, kann aber das auch abändern, wenn er weiß, daß lieber Besuch kommt. Marie hofft in 8 Tagen ihre Reise nach Potsdam in Begleitung des Mannes antreten zu dürfen, wenn ihrer Schwester Gertrud plötzliches Erkranken keinen Queerstrich macht. Doch lauteten die gestern erhaltenen Nachrichten besser.
Sie, wie Hedwig, Anna und Johannes, der einer Augenkur wegen hier ist, lassen herzlich grüßen.
Wir werden uns bemühen Deine Pelzstiefel und Pelz Dir Mottenfrei zu erhalten und rechnen darauf, daß Du sie Dir selbst vor dem Winter abholst.
Deine
Dich herzlich liebende Tante
Auguste Bleek.