Bertha Sethe and Ernst Haeckel, Berlin, 21. August 1856

Berlin 21/8 56

Nachmittags.

Lieber Ernst!

So eben langt der Paß an, wenn ich auch keine lauten Vivats habe ertönen lassen, so sind sie doch im Stillen erschallt; denn es hat schrecklich viel Mühe gemacht, ihn zu erhalten. Die Erlaubniß von der Polizei, wie Du es wünschtest, war gar nicht zu erlangen, es waren so mancherlei Schwierigkeiten, die niederzuschreiben etwas langweilig wäre. Alle meine Schritte schlugen fehl. Deine Atteste wurden endlich glücklich nachdem der Schlosser geholt war, gefunden, aber der Paß war nirgends zu finden; kurz als ich mir nun gar nicht mehr zu helfen wußte, und auch Niemanden mehr wußte, || wen ich darum bitten sollte, so hat denn endlich der Geheime Rath Ernst es so weit gebracht. Es wird Dir also, wenn Du herkommst, noch nachträglich einen persönlichen Dank kosten, den Du aber auch gewiß gern abstattest, da der Geheime Rath Ernst ein sehr liebenswürdiger, einfacher und anspruchsloser Mann ist ̶ Doch nun für heute genug. Deinen Brief der Eltern mit allem etc. habe ich erhalten, und sofort weiter befördert. Die unnützen Leute haben mir aus Häringsdorf noch gar nicht geschrieben. Mir geht es gut, ein Mal bin ich aus gefahren, d. h. die Treppe herunter getragen worden; wenn mein Rücken nur nicht so schwach wäre und eben so die Beine, würde es wohl noch besser gehen. Am Sonnabend kommen Julius und Adelheid. Dir wünsche ich von ganzer Seele, einen reichen und vollen Genuß Deiner Reise über die ich mich sehr gefreut habe, und hoffe, Du theilst uns viel darüber mit.

Deine alte Bertha.

Brief Metadaten

ID
33648
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Königreich Preußen
Datierung
21.08.1856
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
1
Format
14,1 x 22,1 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 33648
Zitiervorlage
Sethe, Bertha an Haeckel, Ernst; Berlin; 21.08.1856; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_33648