Frau Elsa Reger, Jena. | Jena 24. August 1918.
Hochverehrte Gnädige Frau!
Als Ihr unvergeßlicher Gemahl Max Reger vor drei Jahren zum ersten Male meine Villa Medusa betrat, bewunderte er unten im Vorsaal das schöne Schlangenhaupt der Medusa Rondanini – oben in meinem Arbeitszimmer das naturgetreue Deckenbild einer lebenden Discomedusa. Daran knüpfte sich ein Gespräch über die Entwicklung und den Körperbau dieser wunderbaren Seetiere, deren acht Sinnesorgane die Werkzeuge für vier verschiedene Sinne in einem Randkolben vereinigt enthalten (Rhopalium). ||
In Erinnerung an diese physiologische Unterhaltung und an den nachfolgenden großen musikalischen Genuß, den Ihr natursinniger Gemahl uns durch Vortrag einiger eigenen und Bachscher Kompositionen bereitete, habe ich mir erlaubt, das gewünschte Autogramm in Form einer Meduse (meines Lieblings-Studiums) Ihrem Album einzuverleiben.
Mit hochachtungsvollem Gruße
Ihr ergebenster
Ernst Haeckel
(Seit 1. August nicht mehr Besitzer der Villa Medusa).
Falls Sie mir die Ehre Ihres Besuchs erweisen wollen, bitte ich an einem Nachmittage der ersten September-Woche (zwischen 5 und 7 Uhr Nachmittags) zu kommen.