Jena 11 Jan. 77
Hochgeehrter Herr!
Verzeihen Sie gütigst, daß ich Ihnen erst heute für Ihr freundliches Geschenk und für den großen Genuß, den mir die Lectüre der „Schweine“ verursacht hat, meinen herzlichsten Dank abstatte. Ich war mit Arbeiten in den letzten Monaten so überladen, daß ich erst zu Weihnachten einen freien Abend zum Lesen fand. ||
Sowohl die Durchführung des Ganzen als die vielen Schönheiten des Einzelnen (namentlich in der Naturschilderung) haben meinen vollen Beifall. Nur würde ich den letzten Theil befriedigender (und zugleich wissenschaftlich richtiger) gefunden haben, wenn Sie (nach dem Tode der ganzen Schweine-Bande) die Neubelebung der Insel durch die (sicher!) übrig gebliebenen Keime a einzelner (den Schweinen unerreichbarer) Pflanzen u.s.w. versucht und || dadurch auch dem Auftreten des letzten Verschlagenen eine versöhnlicheren Hintergrund gegeben hätten.
Ein blühendes Bild der Insel nach weiteren 1000 (oder 10,000) Jahren in neuem organischen Kleide wäre vielleicht als Schlußbild hübsch gewesen. Von zoologischen Special-Figuren würde ich nur die Rehe und Hirsche (die ja auch gleich den Schweinen – beim Mangel aller Raubthiere – die Insel durch Übervölkerung hätten ruiniren können) – weggelassen haben.||
Indem ich Ihnen beifolgend meine Photographie sende, darf ich wohl um die Ihrige bitten?
Mit hochachtungsvollem Gruße
Ihr ergebenster
E. Haeckel.
P.S. Kennen Sie Arthur Fitgers (darwinistische) Gedichte: „Fahrendes Volk“? (Oldenburg, Schwarz.)
a gestr.: der