Ernst Haeckel an Hans Herrig, Jena, 11. Januar 1877

Jena 11 Jan. 77

Hochgeehrter Herr!

Verzeihen Sie gütigst, daß ich Ihnen erst heute für Ihr freundliches Geschenk und für den großen Genuß, den mir die Lectüre der „Schweine“ verursacht hat, meinen herzlichsten Dank abstatte. Ich war mit Arbeiten in den letzten Monaten so überladen, daß ich erst zu Weihnachten einen freien Abend zum Lesen fand. ||

Sowohl die Durchführung des Ganzen als die vielen Schönheiten des Einzelnen (namentlich in der Naturschilderung) haben meinen vollen Beifall. Nur würde ich den letzten Theil befriedigender (und zugleich wissenschaftlich richtiger) gefunden haben, wenn Sie (nach dem Tode der ganzen Schweine-Bande) die Neubelebung der Insel durch die (sicher!) übrig gebliebenen Keime a einzelner (den Schweinen unerreichbarer) Pflanzen u.s.w. versucht und || dadurch auch dem Auftreten des letzten Verschlagenen eine versöhnlicheren Hintergrund gegeben hätten.

Ein blühendes Bild der Insel nach weiteren 1000 (oder 10,000) Jahren in neuem organischen Kleide wäre vielleicht als Schlußbild hübsch gewesen. Von zoologischen Special-Figuren würde ich nur die Rehe und Hirsche (die ja auch gleich den Schweinen – beim Mangel aller Raubthiere – die Insel durch Übervölkerung hätten ruiniren können) – weggelassen haben.||

Indem ich Ihnen beifolgend meine Photographie sende, darf ich wohl um die Ihrige bitten?

Mit hochachtungsvollem Gruße

Ihr ergebenster

E. Haeckel.

P.S. Kennen Sie Arthur Fitgers (darwinistische) Gedichte: „Fahrendes Volk“? (Oldenburg, Schwarz.)

a gestr.: der

Brief Metadaten

ID
33435
Gattung
Brief ohne Umschlag
Empfänger
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
11.01.1877
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
12,6 x 20,2 cm
Besitzende Institution
Ernst-Abbe-Stiftung Jena
Signatur
A 33435
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Herrig, Hans; Jena; 11.01.1877; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_33435