Ernst Haeckel an Hans Beckers, Jena, 3. März 1917

Jena 3.3.1917.

Geehrter Herr!

Da ich mit dringenden Arbeiten überlastet bin, kann ich zu meinem Bedauern Ihre philosophischen Fragen nicht eingehend beantworten.

Auf die meisten Fragen (die ich bei mündlicher Besprechung leicht mit Ihnen erledigen könnte) finden Sie Antwort in den drei nachstehend blau markierten Schriften.

Der Kürze halber sende ich Ihnen Ihren Brief einliegend zurück; ich habe die Sätze, denen ich zustimme, blau markiert (– mit Ja! –), die abweichenden (– Nein! –) rot. –

Der „Determinismus“ (Welträtsel Kap. 7) schließt die Verantwortlichkeit nicht aus.

Hochachtungsvoll

in Eile!

Ihr Ernst Haeckel. ||

[gedruckt:]

Erklärung.

Durch zahlreiche, neuerdings an mich gerichtete Zuschriften, Anfragen und Gesuche sehr ich mich zu folgender Erklärung veranlasst:

I. Auswärtige Vorträge kann ich von jetzt an nicht mehr halten; schon in einer öffentlichen Erklärung vom 17. Juli 1901 hatte ich mehrfache Aufforderungen zu solchen Vorträgen ablehnen müssen. Wenn ich trotzdem kürzlich in Berlin drei öffentliche Vorträge ausnahmsweise zu halten mich entschloss, so geschah dies aus ganz besonderen sachlichen Gründen.

II. Die drei Berliner Vorträge, die ich am 14., 16. und 19. April d. J. in der Singakademie gehalten habe und die den „Kampf um den Entwickelungs-Gedanken“ behandeln, werden demnächst im Verlage von Georg Reimer in Berlin gedruckt erscheinen.

III. Die weite Verbreitung, welche meine beiden letzten populären Bücher: über die „Welträtsel“ („Welträtsel“, Kap. 18, 19.a) und die „Lebenswunder“ („Lebenswunder“, Kap. 17, 18.b) gefunden haben, hat zu einer höchst ausgedehnten Korrespondenz geführt; in mehr als sechstausend Briefen sind die verschiedensten wissbegierigen Anfragen an mich gerichtet worden. Da ich ausser Stande bin, dieselben alle zu beantworten, muss ich mich auf die Bemerkung beschränken, dass in den genannten und in früheren populären Schriften (besonders der „Natürlichen Schöpfungsgeschichte“, der „Anthropogenie“ und den „Gemeinverständlichen Vorträgen“) bereits alle Gedanken mitgeteilt sind, die ich auf Grund fünfzigjähriger biologischer Studien mir über „Natur und Geist“, über „Gott und Welt“ habe bilden können.

„Gott-Natur“ (Studien über monistische Religion“) 1914 (72 Seiten, Leipzig, Kröner)c

IV. Die zunehmenden Gesuche um Durchsicht und Empfehlung von Manuskripten und Abhandlungen muss ich zu meinem Bedauern sämtlich ablehnen, da meine Zeit auf das Aeusserste in Anspruch genommen ist; aus Rücksicht auf mein Alter und meine Gesundheit muss ich mich auf die dringenden, mir zunächst noch vorliegenden Arbeiten beschränken.

Jena, am 25. April 1905.

Ernst Haeckel.

a egh. eingef.: „Welträtsel“, Kap. 18, 19.; b egh. eingef.: „Lebenswunder“, Kap. 17, 18.; c egh. eingef.: „Gott-Natur“ (Studien über monistische Religion“) 1914 (72 Seiten, Leipzig, Kröner)

Brief Metadaten

ID
33380
Gattung
Brief mit Umschlag
Empfänger
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Zielland
Deutschland
Datierung
03.03.1917
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
13,9 x 22,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 33380
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Beckers, Hans; Jena; 03.03.1917; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_33380