Ernst Haeckel an Oskar und Richard Hertwig, Jena, 28. August 1872
Jena 28 Aug 72
Hochverehrte Herren Doctoren!
Liebe Freunde und theure Reisegefährten!
Über Ihre gestern erhaltene Zusendung, die ruhmvollen Doctor-Diplome und Dissertationen, und Ihren lieben Brief, sage ich Ihnen meinen aufrichtigsten Dank und sende Ihnen zugleich zu Ihrer Aufnahme in den unsterblichen Rang der Doctores Medicinae den herzlichsten Glückwunsch! Ebenso gratulire ich Ihnen von Herzen zu Ihren Stellungen als Assistenten bei Max Schultze, und danke Ihnen für die früheren Briefe, in denen Sie mir dieselben anzeigten. || Daß ich letztere nicht schon längst beantwortet habe, daran ist allein der colossale Trubel und Wirrwarr von Arbeiten, Besuchen etc Schuld, von dem ich in den letzten Monaten geplagt war. Ende Juli und Anfang August war ich in München zur Jubiläums-Feier. Jetzt benutze ich hier die Ferien-Ruhe, um mein Spongien-Opus endlich zu beendigen.
Über Ihre Absicht, mich zu besuchen, habe ich mich herzlichst gefreut! Sie sollen uns Beide freundlichst willkommen sein! Am liebsten wäre es mir, wenn Sie in der Zeit zwischen dem 10. und 20. September kämen (oder noch später). || In der Zeit vom 2–9 Sept. will ich mit meiner Frau eine kleinea Erholungs-Reise nach Schwarzburg und Ziegenrück machen.
Ganz besonderen Dank noch für die freundliche Widmung Ihrer Dissertationen!
Alles Übrige mündlich. Fleischer treffen Sie hier. Er bleibt die ganzen Ferien.
Bitte entschuldigen Sie mich bei Osterwald, daß ich zur Verlobung seiner Tochter noch nicht gratulirt habe.
Ich hatte zu viel Schreiberei.
Ihren lieben Eltern besten Gruß
Auf frohes Wiedersehen
Ihr E. Haeckel
a korr. aus: kleinen