Ernst Haeckel an Richard Hertwig, Jena, 21. Februar 1892

VILLA HAECKEL. JENA, DEN 21. Febr. 1892

Lieber Freund!

So eben erst erfahre ich, daß die schöne Lampe, welche unser junges Ehepaar vor 2 Monaten aus Berlin (ohne Angabe des Absenders) zum Hochzeits-Geschenk erhielt, eine freundliche Gabe von Ihnen ist. Ich beeile mich nun, einstweilen an Stelle von Lisbeth, die Ihnen selbst demnächst schreiben wird, deren herzlichsten Dank zu sagen. ||

Das junge Ehepaar ist erst vorgestern nach Leipzig zurückgekehrt, nach einer sehr schönen 8 wöchentlichen Hochzeits-Reise an die Riviera – allerdings vorübergehend getrübt durch einen Influenza-Anfall, der meinen Schwiegersohn 14 Tage (in Nervi) im Zimmer hielt. Auch meine Frau – der es sonst sehr gut geht, – hat den ganzen Januar an Influenza gelitten, ebenso Viele der hiesigen Collegen! Es war ein abscheulicher Winter! ||

Mit größter Spannung verfolgen wir auch hier die unglaublichen Verkehrtheiten, welche Reichskanzler und Cultus-Minister – die beiden „frommen Grafen“ von Berlin – um die Wette begehen. Lange wird ja diese wahnsinnige Reaction – trotz aller clericalen Macht – den Fortschritt der Wissenschaft und die Reform des wahren Unterrichts nicht hemmen können. Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht!

Hoffentlich geht es Ihnen und Ihrer lieben Familie gut.

Mit herzlichsten Grüßen von Haus zu Haus

Ihr treuer

E. Haeckel

Brief Metadaten

ID
33265
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
21.02.1892
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
14,4 x 22,4 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 33265
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Hertwig, Richard; Jena; 21.02.1892; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_33265