Anton Dohrn an Ernst Haeckel, [Berlin], 1. Juli 1865
Sonnabend 1 Juli 1865.
Lieber Freund!
Versprochenermaassen benachrichtige ich Dich, dass bereits zwischen Therese und mir eine muntere Correspondenz im Gange ist. Therese sündigte zuerst wider das väterliche Gebot, seitdem habe ich auch die Courage gekriegt, und jetzt geht es, ausser wenn ich mit ihr in Hökendorf zusammen bin, immer lustig.
Die Jenenser Blumen sind vortrefflich angekommen, Lilium martagon machte natürlich den gebührenden Effect, die Orchideen dito und der Duft der Kiste soll berauschend gewesen sein. Mehr kann man doch nicht verlangen! –
Siebold hat mir bis heute noch nicht geantwortet: – erforderlichen Falls tröste ich mich auch ohne ihn. Martens lässt Dich grüssen; neulich besah ich bei ihm Ptero- und Heteropoden, die mir sehr gefielen; wenn es ginge, möchte ich mich schon mit ihnen näher bekannt machen.
Meine Dissertation hat Peters endlich für würdig befunden, und ich werde „mit Gottes Hülfe“ Montag oder Donnerstag über 8 Tage von dem Doctor-Examen glücklich entbunden werden. Dann gehe ich natürlich sofort nach Hökendorf und geniesse Braut, Schwester, Land- und Waldluft, Freunde – kurz was das volle Herz Deines Freundes wünschen kann. Und wenn das absolvirt ist, geht es gen Süden! – Es lebe der König!
Dein
Anton
Therese und meine Schwester und Eltern lassen Dich vielmals grüssen.