Ernst Haeckel an Carl Theodor Ernst von Siebold, Jena, 14. März 1880

Jena 14/3 80a

Lieber und hochverehrter Freund!

Auf Deine Anfrage, betreffend dem Verfasser des Buches über den „Thierischen Willen“, Heinrich Schneider, kann ich Dir Folgendes mittheilen: Schneider war ursprünglich Seminarlehrer, und kam vor über 10 Jahren hierher, um Naturwissenschaften zu studiren. Da er sich durch Eifer, Fleiß und Talent auszeichnete, unterstützte ich ihn mehrfach. Einige Zeit war er auch bei mir Assistent. || Dann war er mehrere Jahre Lehrer an der Deutschen Schule in Neapel und fand daselbst Gelegenheit, vielfach die Lebensweise der Seethiere zu beobachten. Doch wollte ihn Dohrn – ich weiß nicht aus welchem Grunde – die Benutzung des Aquariums für diese Zwecke nicht gestatten. Über Dohrn und das Treiben der dortigen zoologischen Station beklagt er sich sehr; wie mir scheint, nicht mit Unrecht. Es scheint dort eine wunderliche Wirthschaft zu sein. || Für eine wissenschaftliche Thier-Psychologie, die noch ganz fehlt, – besonders mit Beziehung auf die niederen Thiere – und welche Heinrich Schneider als größere Aufgabe im Auge hat, scheint mir seine philosophische Vorbildung nicht gründlich genug zu sein.

Hoffentlich geht es Dir gut und macht Dir das abscheuliche Übergangs-Wetter des Frühlings mit seinen Contrasten keine Noth!

Mit freundlichsten Grüßen und besten Wünschen, sowie mit herzlichem Dank für Deine freundlichen Geburtstags-Wünsche

Dein treu ergebener

Ernst Haeckel

a korr. aus: 70

Brief Metadaten

ID
32708
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
14.03.1880
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
13,4 x 21,1 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 32708
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Siebold, Carl Theodor Ernst von; Jena; 14.03.1880; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_32708