Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Wilhelm Engelmann, Jena, 27. Juli 1888

Jena 27. Juli 1888.

Lieber Freund!

Zu unserem lebhaftesten Bedauern haben wir nunmehr unsere Hoffnung, Dich als lieben und willkommenen Collegen in den Lehrkörper unserer Universität aufnehmen zu können, leider aufgeben müssen. Die Bedingungen, unter denen Du von Utrecht nach Jena übersiedeln wolltest, waren leider, unter dem Druck der beschränkten Hilfsmittel, über die Jena verfügt, nicht zu erfüllen. Selbst das Beste, was jetzt hier für Dich zu erreichen war, würde Dir kein Aequivalent für das Bessere geboten haben, was Du in Utrecht jetzt besitzt. ||

Nach Allem, was Du mir über Deine wissenschaftliche und sociale Stellung in Utrecht mittheiltest, und das für mich sehr überraschend war, kann ich Dir es nicht verdenken, wenn Du dort bleibst. Du würdest sicher hier kein Aequivalent für das gefunden haben, was Du dort aufzugeben hattest.

Die medicin. Facultät, die Deine Candidatur nur mit großem Bedauern aufgegeben, hat gestern ihre Vorschläge einstimmig formulirt: primo loco Biedermann – secundo (remoto!) Gad und Frey. Unzweifelhaft wird Biedermann (– der übrigens allseitig neuestens empfohlen wird –) annehmen. ||

Hoffentlich werden wir trotzdem Dich und Deine liebe Frau, die ich herzlichst zu grüßen bitte, von Zeit zu Zeit hier sehen.

Zunächst wünsche ich Euch rechte Erholung und gutes Wetter in Eurer Sommerfrische!

Stets in alter Freundschaft

Dein treuer

Ernst Haeckel

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
27.07.1888
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Staatsbibliothek Berlin PK
Signatur
Slg. Darmstaedter, Lc 1875: Haeckel, Ernst
ID
32411