Ernst Haeckel an Heinrich Schmidt, Rapallo, 30. Oktober 1903
Rapallo, a Pension Eden
(Riviera levante). 30.10.1903.
Lieber Herr Schmidt!
Eben erhielt ich Ihre Postkarte vom 28., gestern Ihren Brief von 26. Die Post von Jena erreicht mich also in 2 Tagen. Ich bin mit Ihrem ersten Bericht als mein „Geheimer Privat-Secretär“ (– hoffentlich künftig „Geheimer Hofrath“! –) ganz zufrieden und bitte Sie, so praktisch mit Erledigung der Correspondenz fortzufahren. Schicken Sie mir nur das Dringendste, diesmal Nr. 26, Kröner, 27, Leo Schultze, 15 Richard Hertwig. Das Körbchen mit Chocolade und Zuckerwasser, das Frau Swoboda aus München geschickt hat, (zum Geburtstage meiner Frau) verehre ich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin. || Heuer und Kirmse können Sie wohl durch Karte erledigen. Schwalbe und Straede sind nicht nöthig. Die eingehenden Drucksachen brauchen Sie nicht zu registriren; die zoologischen Separata und Zeitschriften gleich an Wolff in die Bibliothek geben.
Besonders Wichtiges bitte ich kurz zu referiren.
Die registrirten und numerirten Briefe bitte ich in einen großen Pappkasten zu legen und in Ihrem Schranke verschlossen zu halten.
Wir sind am 22.10. hier wohlbehalten angekommen und haben in der kleinen Pension Eden, hart am Meere, mit warmen Zimmer nach Süden, ein behagliches || Unterkommen gefunden. Ganz nahe (2 Min. entfernt) ist die kleine Zoologische Station, die meinem Freunde, Prof. Lorenzo Camerano in Turin gehört, in der ich meine „Plankton-Studien“ fortsetzen werde. Das Klima ist herrlich (in den letzten Tagen u. Nächten gleichzeitig 13–15°R. im Schatten). Meine Frau, die durch die Reise sehr angegriffen war, erholt sich sichtlich.
Mit besten Grüßen an Sie und Pohle, auch Herrn Wolff (der hoffentlich die Bibliothek gut besorgt!)
Ihr alter
E. Haeckel.
a gestr.: unleserlich