Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Luise und Julius Hilger, Jena, 15. Mai 1918

Herrn Julius Hilger (Lüneburg) und Frau Luise Hilger

Jena 15.5.1918a

Hochverehrte und liebe Freunde!

Es freut mich sehr zu hören, daß Ihnen Ihr Besuch in Jena (am 6. u. 7. Mai) gut bekommen ist und angenehme Eindrücke hinterlassen hat. Auch für mich war diese Unterbrechung meines stillen Eremiten-Lebens sehr willkommen, zumal das herrliche Frühlingswetter den Ausflug nach Burgau am Nachmittag des 7.5. ausnehmend begünstigte. Ebenso war es mir eine besondere Freude, Ihnen Beiden als eifrigen Monisten-Anhängern der berüchtigten „Affen-Abstammung“ des Menschen, die handgreiflichen Beweise dafür in meinem Phyletischen Museum persönlich demonstrieren zu können. ||

Meinen herzlichsten Dank muß ich noch wiederholen für Ihre gütige und vielfältige Sendung von wertvollem Proviant, der in der jetzigen Hunger-Periode besonders schätzbar ist. Der herrliche, von Frau Luise selbstgebackene Kuchen hat mich täglich beim Abend-Tee an Ihre Güte erinnert; – nicht minder der edle Cognac, der für mein altersschwaches Herz ein wahres „Lebens-Elixier“ darstellt! –

Morgen erwarte ich nun den Pfingst-Besuch (8 Tage) meiner Kinder aus München, mit meinem einzigen Enkel (jetzt 4 Jahre alt).

Für Ihre Kur in Wildungen, die in dessen waldiger Umgebung bei dem fortdauernden schönen Frühlingswetter Ihnen auch große Naturgenüsse bieten wird, sende ich Ihnen meine besten Wünsche!

Treulichst Ihr dankbar ergebener

Ernst Haeckel.

a korr. nach Poststempel und Besuchsdatum aus: 1914

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
15.05.1918
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Lüneburg
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 32062
ID
32062