Mit herzlicher Teilnahme habe ich durch Ihren Brief vom 10.1. von Ihrer unerfreulichen Lage gehört. Die Abnahme der Arbeitskraft und Lebenslust ist ja in dieser furchtbaren Zeit, wo der wahnsinnige Weltkrieg alles auf den Kopf stellt, natürlich. Auch ich leide an denselben Altersbeschwerden wie Sie: Arterienverkalkung und Herzschwäche, dabei Unterernährung in Folge dauernder (quantitativ und qualitativ ungenügender) Kost! Ich bin seit 2 Jahren stark abgemagert, schlafe schlecht und kann nicht mehr arbeiten; und wie traurig sind alle Aussichten auf die Zukunft! ||
Die große Gypsbüste, wegen derer ich bei Ihnen anfrug, wollte ich der hiesigen Universitäts-Bibliothek schenken; ich bedaure, daß sie nicht mehr zu haben ist. Für den Ankauf der Bronze-Büste, die Sie mir eventuell zum Preise von 800 Mk ablassen wollen, reichen leider die disponiblen Mittel der Kasse nicht aus. Die Teuerung, durch die abnormen Verhältnisse des Weltkrieges bedingt, ist gerade hier (– wo über 2.000 Verwundete in den Lazaretten liegen und allein bei Zeiss über 10.000 Arbeiter zu beköstigen sind! –) unglaublich und nimmt noch beständig zu. Daher muß man alle Luxus-Ausgaben vermeiden! Kunst und Wissenschaft müssen auf bessere Zeiten warten! Aber: „Wann?“
Mit herzlichen Grüßen und besten Wünschen stets Ihr alter