Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Loch Awe, 26. Mai 1901
Loch Awe Hotel.
Loch Awe.
(ARGYLESHIRE)
Pfingstsonntag
26/5. 1901.
Liebster Freund
„Pfingsten das liebliche Fest ist gekommen“ und hat „Tante Ida“ mit zwei Töchtern, filius III, fratello Fritz – last and least mich selbst in dieses schottische „Buitenzorg“ entführt. ||
Ich denke immer weßhalb kannst Du nicht dabei sein. –
Es wären sicher schon sechs Aquarelle entstanden. Aber was Du nicht festhalten kannst mit Deinem Pinsel und was noch schöner wie auf Java das ist die Luft hier. – Wir haben einen unvergleichlich schönen Mai – so schön das hier bereits Wassernoth anfängt und was Einem derartiges doppelt und dreifach genießen läßt ist daß es eben nicht alltägliche Kost! Ich wollte || ich koennte mit Zungen des Himmels reden und Dich herlocken. – Kommen mußt Du. In London die Wallace Collection in Glasgow eine art collection I. Ranges – und sobald Du Kunst satt Ausflüge nach hier – Arran und sonstige schöne Punkte. – Also sage „Ja“ und schreibe „Wann“. –
Wann will denn Walter heirathen? –
Ich schreibe noch an Heinrich anfragen || „wann“ wir ihn erwarten koennen. – „Tres faciunt collegium“ – ergo komm’ mit Heinrichen. –
Hoffentlich bekomme ich Deine Java Aquarelle zu sehen – gibst Du Deine Reisebeschreibung illustrirt heraus? Die Sachen werden jetzt so schön reproduzirt.
Viele herzliche Grüße von Haus zu Haus.
Zweite Hälfte Juni soll es nach Saas Fée.
Stets Dein
Paul R. ‒