Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Glasgow, 5. Februar 1899

Paul Rottenburg.

ADRESS TELEGRAMS

Rottenburg, Glasgow

5/2. 99.

Liebster Freund!

Sei vielmals bedankt für Deine lieben Zeilen vom 12ten vorigen Monats und Deine Uebergabea insbesondere des letzten Baby Deines Geistes: The lost link. –

Über Simplicissimus habe schon oft gelacht und Diverses colportirtb. Mit moderner Kunst kann [ich] mich beim besten Willen nicht anfreunden – wie ich denn überhaupt herausfinde daß ich schrecklich conservativ und mich in den neuen Cours absolut nicht hineinfinden kann. Das fin de Siecle imponiert mir durchaus nicht. Je jünger und unerfahrener je selbstbewußter und frecher. – Pietät (nicht die kirchliche, aus der mir nichts mache) und Respect sind lang abgethan und || Selbstüberhebung an der Tagesordnung. –

Geschäft erinnert an unseren Marsch in Skye – ein Morast mit mannshohen Löchern an denen man vorbei laviren muss – aber nicht in so guter Gesellschaft wie damals mit Dir. Luft und Aussicht auf diesen Geschäftswege auch nicht so gut wie in Skye. Ich würde im April gerne etwas ausspannen und dich in Italia oder Riviera treffen. Laß mich später wissen. –

Seit 10 Tagen Winter – bis dahin Sturm & Regen. Zu Weihnachten überraschte uns filius I aus Berlin. –

Tante Ida laborirt heute an Erkältung. – Gottlob daß es Schwester Röschen besser geht. Herzlichen Glückwunsch zum Großtöchterchen II – hoffentlich geht Alles gut in Leipzig. Wir rechnen stark auf einen Besuch || von Meyer Ende Maerz. –

Mit vielen herzlichen Grüßen von Haus zu Haus

Stets

Dein alter

Paul Rottenburg

a irrtüml.: Liebergabe; b irrtüml.: colpoltirt

Brief Metadaten

ID
31525
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Vereinigtes Königreich
Datierung
05.02.1899
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
3
Format
20,6 x 25,7 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 31525
Zitiervorlage
Rottenburg, Paul an Haeckel, Ernst; Glasgow; 05.02.1899; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_31525