Göttingen, 14.XI.83.
Hochverehrtester Herr Professor,
Die zweite Mitteilung erlaube ich mir anbei zu übersenden. Da von verschiedenen Seiten über die Echinodermen gearbeitet wird, so entschloss ich mich diese kurze vorläufige Mitteilung zu geben, um nun in aller Ruhe die eigentliche Histologie der Synapta zu Ende bringen zu können. ||
Meine Mutter schreibt, dass sie Ihre Frau Gemalin besucht habe. Hoffentlich hat meine Mutter nichts Uebles von mir gesprochen. – Es sind in diesem Semester auffalend [!] wenig Studenten der Naturwissenschaft hier. Statt 40–50 Mann in anderen Semestern hat Prof. Ehlers nur 19 Mann im 5 stündigen Kolleg. 7–8 Mann haben bei mir das zweistündige Privatkolleg belegt, wärend Dr. Brock keinen Zuhörer für ein Arthropodenkolleg gefunden hat.
Ich ärgere mich immer noch über die Brandtsche || Zänkerei. Aus dritter Hand hörte ich gestern, dass ein Jenenser Professor in Helgoland gesagt hätte, man habe mich in Jena sehr ausgelacht. Das tue ich zwar jetzt auch, aber hübsch war es doch immer nicht, dass ein Jenenser Professor, – es kann nur Pf. Stahl gewesen sein – sich so hässlich über mich geäußert hat. Säße er hier in Göttingen statt in Jena, würde er wol anders urteilen. Gegen wen er über mich sich geäußert hat, weiß ich nicht, da verschiedene Göttinger in Helgoland gewesen sind.
Von meiner Mutter erfare ich, dass Sie, || Herr Professor, Sich wider besser befinden und wünsche ich von Herzen, dass sich das Uebel für immer heben möge.
Ich bitte mich Ihrer Frau Gemalin zu empfehlen, sowie den Brief zu entschuldigen wie immer, und bleibe
Ihr dankbarer ergebener
Otto Hamann.