Wilhelm Haacke an Ernst Haeckel, Kiel, 17. November 1879

Kiel, Kirchenstrasse 6., 17. 11. 1879.

Geehrter Herr Professor!

Ich theilte Ihnen neulich mit, dass ich meine beiden Hydra-Arten „Haeckelii“ und „Möbii“ taufen wollte. Erwägungen verschiedener Art veranlassen mich jetzt doch, wieder davon abzusehen, und ich muss Sie deshalb bitten, mir die ganze Geschichte nicht übel nehmen zu wollen; ich habe Möbius übrigens nichts davon mitgetheilt.

Von Dr. Krause in Berlin erhielt ich vor einigen Tagen einen Brief, in welchem er mir mittheilt, dass ihm meine Mitarbeiterschaft am „Kosmos“ willkommen sein würde. Wie aus dem Briefe hervorgeht, habe ich das Ihnen zu verdanken; ich sage Ihnen meinen herzlichsten Dank!

Ausser der nun für die „Kleineren Mitteilungen“ bestimmten Ophiuren-Arbeit werde ich für den „Kosmos“ einen Aufsatz machen über ein etwa folgendermassen lautendes Thema: „Das Wesen der Analogie im Baue thierischer Körpers erläutert an den Saugscheiben verschiedener Thiere.“ Ich glaube das Thema ist ganz || geeignet; Dr. Krause ist, wie er mir mittheilte, derselben Ansicht.

Obwohl ich sehr gern Assistent bei Möbius bin, fühle ich doch von Tag zu Tag mehr, dass unsere Grundanschauungen durchaus verschieden sind. Die Art seines Vortrages, von dem ich gegen Ende jeder Vorlesung freilich nur Bruchstücke gehört habe, will mir auch nicht rein gefallen; ebenso wenig seine Unterweisung der Praktikanten.

Mit den Studenten ist es recht traurig bestellt hier; Möbius hat acht Studenten und drei Praktikanten.

Unter den Medusen, die ich Ihnen neulich schickte, war auch eine sechszählige; Variationen in der Grundzahl scheinen, wenigstens bei Aurelia, doch nicht selten zu sein. Ich habe neulich noch eine zweite sechszählige, die ich jedoch nicht fangen konnte, gesehen, und unser Diener brachte mir eine dreizählige und eine fünfzählige. Bei beiden sind die Parameren vollkommen gleichmässig entwickelt. Auch eine zweite fünfzählige habe ich schwimmen sehen.||

Ich möchte Sie bitten, geehrter Herr Professor, Pohle gelegentlich mit den fünf Mark, welche ich für die Medusensendung ausgelegt habe, in die Johann-Friedrich-Schule zu Herrn Kruse zu schicken und dem letzteren mittheilen lassen, dass die fünf Mark für die Weihnachtsbescherung dortselbst bestimmt sind.

Herzlichen Gruß von Ihrem Schüler

W. Haacke.

Brief Metadaten

ID
30578
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
17.11.1879
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
11,2 x 17,9 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 30578
Zitiervorlage
Haacke, Wilhelm an Haeckel, Ernst; Kiel; 17.11.1879; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_30578