Hertwig, Oscar

Oscar Hertwig an Ernst Haeckel mit Beilage von Günther Hertwig an Ernst Haeckel, Berlin Grunewald, 20. November 1901

Grunewald Berlin

Wangenheimstr. 28.

den 20. November 1901.

Sehr verehrter Freund u. College!

Durch Ihre freundliche Büchersendung haben Sie Ihrem Pathen Günther eine sehr grosse Freude bereitet. Ich hoffe, dass er in einigen Jahren ein eifriger und dankbarer Zuhörer von Ihnen werden wird. Bisher ist er im Gymnasium immer gut mit fortgekommen, wenn er auch gerade nicht einer der ersten ist. Er sitzt jetzt in Obertertia und wird Ostern nach Secunda versetzt werden. ||

Mit grossem Vergnügen habe ich in der Rundschau gelesen, wie genussreich Ihre letzte Reise wieder verlaufen ist. Es muss eine schöne Erholung und geistige Erfrischung für Sie gewesen zu sein.

Seit einem Jahr habe ich mich aus dem immer grösser werdenden Strassenlärm von Berlin aufs Land geflüchtet, wo ich mir in der Villencolonie Grunewald ein Haus mit grösserem Garten gekauft habe. Ich lebe daher, jetzt hier || so ruhig und ländlich und in frischer Luft wie einst am Landgrafen in Jena. Auf die beiden Kinder hat der Wohnungswechsel schon in auffälliger Weise kräftigend entgegenwirkt. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie im Frühjahr oder Sommer bei Gelegenheit eines Aufenthaltes in Berlin mich im Grunewald (Stadtbahnhof Halensee) aufsuchen würden.

Augenblicklich bin ich wieder mehr als sonst an den Schreibtisch gebannt, da in nächster Zeit das von mir bear-||beitete Kapitel über die Entwicklung der Keimblätter für das Handbuch gedruckt werden wird. Gleichzeitig bin ich aber auch mit der 7ten Auflage meines Lehrbuchs der Entwicklungsgeschichte beschäftigt, die ich diesmal eingreifender wie früher umarbeiten werde.

Meine Frau lässt Sie herzlich grüssen und Sie bitten, im nächsten Sommer einmal von unserer Logirstube Gebrauch zu machen.

Mit lieben Grüssen auch an Ihre verehrte Frau Gemahlin und Fräulein Emma

Ihr treu ergebener

Hertwig.

[Beilage egh. Brief von Günther Hertwig an Ernst Haeckel, Grunewald, 20. November 1901]

Grunewald. den 20.11.1901.

Verehrter lieber Herr Pate!

Meinen herzlichen Dank für die schöne Sendung, die ich neulich von Ihnen erhielt. Zwar kann ich noch nicht alle Bücher lesen, da ich noch zu jung dazu bin; denn ich werde erst Ostern nach Sekunda versetzt. Doch freue ich mich schon jetzt auf die Zeit, wo ich so vieles aus ihnen werde lernen || können. Auch hoffe ich in einigen Jahren in Jena, wie einst mein Vater, studiren zu können und dann auch ein Schüler von meinem lieben Paten zu werden, von dem mein Vater so viel Gutes erzählt hat.

Mit herzlichen Grüßen Ihr dankbarer

Günther Hertwig.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
20.11.1901
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 30411
ID
30411